Sind denn alle durchgedreht? Verbraucherschutz-Besserwisser, Politiker auf Wählerfang und notorische Münzhorter wollen am liebsten für immer mit Bargeld bezahlen. Dabei gibt es doch zumindest im Supermarkt nichts Unpraktischeres! Schließlich sorgen große Handelsketten, selbstständige Kaufleute und Start-ups dafür, dass das Bezahlen mit Karte und Smartphone permanent ein bisschen angenehmer wird. Lassen Sie sich bloß nichts anderes einreden!
Das Supermarktblog nennt drei Beispiele:
1. Kartenzahlung geht schneller
Haben Sie auch schon mal in die aschfahlen Gesichter der Menschen in der Kassenschlange hinter Ihnen gesehen, als die gemerkt haben, dass Sie Tourist sind und gleich minutenlang im Kleingeldfach Ihrer Geldbörse kramen werden, weil sich diese ausländischen Münzen so schwer voneinander unterscheiden lassen?
Es gibt ein Gegenmittel, und das heißt: kontaktlos.
Die Kreditkartenunternehmen Mastercard und Visa haben ihre Plastikkarten zu großen Teilen schon auf die Technik umgestellt, die deutschen Banken hinken mit ihren Girocards hinterher. Dabei sind in vielen Supermarkt-Filialen (Aldi, Lidl, Kaufland, Kaiser’s, bald auch Rewe) die Karten-Terminals mit der benötigten NFC-Technik längst installiert und können schon genutzt werden: Karte mit dem Kontaktlos-Symbol (sieht aus wie ein angetrunken nach rechts gekipptes WLAN-Zeichen) ans Terminal halten …
… Signal abwarten, fertig. Bis 25 Euro muss nicht mal die Geheimzahl eingegeben werden. (Es sei denn, sie zahlen mehrfach am Tag; dann versucht das System, mit der Abfrage einen Missbrauch zu vermeiden.)
Lidl erklärt’s noch mal im Bewegtbild hier.
Edeka und Netto (ohne Hund) haben außerdem die Möglichkeit in ihre Apps integriert, mit dem Smartphone zu bezahlen. Und Payback pusht die Bezahlfunktion seiner neuen App mit Extrapunkten. Schneller geht das allerdings nicht, eher im Gegenteil. Aber es ist halt supermodern. (Payback scannt außerdem praktischerweise Ihr Offline-Einkausfverhalten auf Schritt und Tritt, damit Ihre Enkel später wissen, wie mühsam Sie früher Lebensmittel besorgen mussten, bevor in jedem Haushalt ein Replikator stand.)
2. Supermärkte sind die besseren Early Adopter
Die meisten Leute hassen es, Gewohnheiten zu ändern. Die größte Chance, ihnen das auszubimsen, hat das Individuum, das ihnen am nächsten steht – ihr Supermarkt! Wenn der vorgibt, wo’s langgeht, fügt sich der hungrige Kunde und sieht schnell ein, dass Widerstand zwecklos ist. Zumindest in der akut dahin schmelzenden Mittagspause.
In der Amsterdamer Innenstadt hat die niederländische Supermarktkette Albert Heijn im vergangenen Jahr ihren ersten Laden aufgemacht, in dem gar nicht mehr bar bezahlt werden kann (Foto oben; ähnlich wie beim Halb-Bio-Wettbewerber Marqt.)
Am Eingang signalisiert eine Ampel den Kunden: „No Cash“, nix Bargeld, „Cards only“. Die meisten gehen trotzdem rein, denn beim Unbarbezahlen lässt der Marktführer seinen Kunden die Wahl. Sie können die Produkte selbst abscannen, mit dem eigenen Smartphone oder den angebotenen Handscannern. Oder Sie erledigen die Scannerei nachher an einer der SB-Kassen.
Ein bisschen unpraktisch ist bloß, dass es zwei verschiedene Ausgänge gibt – einen für Vorher-Selbstscanner und einen für Nachher-Selbstscanner. Aber das sagt Ihnen das freundliche Aufsichtspersonal, wenn Sie mehrere Minuten an der falschen Kasse vergeblich versucht haben, Ihr Lunch vom Konto abbuchen zu lassen.
Albert Heijn ist nicht die einzige große Kette, die Kartenzahlmärkte testet: Waitrose hat in London ebenfalls eine Filiale eröffnet, bei der Bargeld überflüssig ist. Gewöhnen Sie sich schon mal dran.
3. Nie wieder Wechselsorgen
Die Liebe zu Ihrer Kassiererin ist erkaltet, seitdem Sie immer kurz vor Ladenschluss an der Kasse auftauchen, um mit einem 50-Euro-Schein die Tiefkühlpizza zu bezahlen und die traurigen Wechselgeldrestbestände zu plündern? Da sind Sie gewiss nicht allein, zumal die fiesen Fünfziger in der Überzahl sind. Wenn Sie stattdessen die Karte oder das Smartphone zücken, lässt sich die Freundschaft aber augenblicklich wieder herstellen. Gern geschehen.
Kein Wunder, dass kein Mensch im Supermarkt Bargeld braucht!
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Fotos: Supermarktblog