In Berlin hat sich Rewe gerade zahlreiche ehemalige Kaiser’s-Filialen einverleibt, die nun notdürftig umgeschmückt werden, und seinem Hauptkonkurrenten Edeka damit geholfen, die Ministererlaubnis des inzwischen dem Amt entflüchteten Sigmar Gabriel doch noch durchzusetzen. Kleinere Supermarktketten gingen deshalb bei der Aufteilung der Kaiser’s-Tengelmann-Märkte komplett leer aus.
Der Dominanz der Großen ergeben wollen die sich aber deswegen nicht. So plant die zur Schweizer Migros gehörende Supermarktkette Tegut für die kommenden zwei Jahre gleich mehrere Neueröffnungen im Rhein-Main-Gebiet, das derzeit – was die Supermarktsituation betrifft – fast komplett in Rewe-Rot getunkt ist. Das ändert sich zumindest ein bisschen.
Ab Ende 2018 will Tegut zum Beispiel in der Frankfurter Innenstadt Kunden gewinnen, die zwischen Hauptbahnhof und Bankenviertel unterwegs sind. Vor wenigen Monaten hat Rewe dort in der Kaiserstraße eine Filiale seines To-Go-Konzepts eröffnet, Tegut will mit einem Vollsortiment auf etwa 1.100 Quadratmetern dagegen halten – ebenfalls auf der Kaiserstraße.
Tegut-Orange trifft Rewe-Rot
Bereits 2017 sollen zudem Märkte in den Frankfurter Stadtteilen Fechenheim (Sommer) und Sachsenhausen (Spätsommer) eröffnen: Bei dem ersten handelt es sich wohl um eine ehemalige Rewe-Filiale, die der Wettbewerber einst von Tengelmann übernommen hatte. Der zweite ist in einem ehemaligen Bürogebäude angesiedelt, das zu Wohnappartements umgerüstet wird. Beide Läden sind mit 600 bis 700 Quadratmetern eher klein.
In der vollständig Rewe-umzingelten Offenbacher Innenstadt ist Tegut bereits mit einem eigenen Laden vertreten, ein zweiter kommt mit 1.800 Quadratmetern auf der Berliner Straße hinzu – nach derzeitigem Planungsstand aber erst 2019. Im selben Jahr will Tegut auch seinen größten Supermarkt in Mainz eröffnen: auf dem Heiligkreuzareal, einem ehemaligen IBM-Produktionsstandort im Stadtteil Weisenau. Bereits in diesem Jahr gibt’s außerdem einen neuen Tegut-Nahversorgermarkt in Mainhausen und einen weiteren Laden in Kelsterbach.
Im Wiesbadener Lilien-Carré direkt am Hauptbahnhof musste Tegut derweil Rewe das Feld überlassen: Nach einem Eigentümerwechsel wurde der Mietvertrag des Tegut-Markts 2015 vorzeitig gekündigt. Derzeit baut Rewe dort sein erstes innenstädtisches Rewe-Center, das große Teile des Carrés einnehmen wird:
Auf Supermarktblog-Anfrage bekräftigt eine Tegut-Sprecherin allerdings:
„Wir werden in den kommenden Jahren sicher stärker im Rhein-Main-Gebiet expandieren.“
Tegut war 2013 von der Schweizer Handelskette Migros übernommen worden. Seitdem sind zahlreiche Filialen modernisiert und unrentable Läden geschlossen worden. Gleichzeitig ist Tegut in neue Regionen vorgerückt und hatte unter anderem Interesse an Münchner Tengelmann-Märkten bekundet, die aber an Edeka gingen. Tegut-Geschäftsführer Thomas Gutberlet hatte Gabriels Ministererlaubnis kürzlich als „mittelstandsfeindlich“ kritisiert (siehe Supermarktblog).
Rewes Rhein-Main-Dominanz ist weiter riesig; allerdings wird die Konkurrenz größer. Ende 2015 hatte Kaufland seine erste Frankfurter Filiale eröffnet, richtet sich aber an eher preissensible Großeinkäufer.
Fotos: Tegut, Supermarktblog
Mit Dank an Hinweisgeber Markus!
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