Voller stolz meldete die britische Tiefkühlsupermarktkette Iceland vor fast einem Jahr, künftig #TooCoolForPlastic zu sein und die erste so genannte „Reverse Vending Machine“ Großbritanniens aufzustellen. In der sollten Kunden ihre Einwegplastikflaschen zum Recycling geben, um einen Gutschein über 10 Pence pro Flasche zu erhalten.
#TooCoolForPlastic announcement
We're leading the fight against single use plasticsby becoming the 1st UK supermarket to introduce Reverse Vending Machines!
Recycle any plastic bottle and you'll get a 10p voucher to be used in store
https://t.co/Q3UZZkCTxW pic.twitter.com/xdVwxrajdg
— Iceland Foods
(@IcelandFoods) May 18, 2018
Ja, Sie haben völlig richtig gelesen. Iceland hat angekündigt, dem Einwegplastik den Kampf anzusagen. Mit zunächst einem Pfandautomaten in einer Filiale in London (Fulham). Sie sind sicher schon ganz gespannt, wie diese Zukunft des Recyclings aussieht. Deshalb war ich neulich mal da, und – ähm, nun ja:


Sieht halt aus wie ein Pfandautomat. Gut, fairerweise muss man sagen, dass es nach einem Dreivierteljahr schon fünf Iceland-Filialen mit besagten Maschinen gab. (Im ganzen Land.) Das beförderte den Stolz der Handelskette, über die Medien auch die exakte Zahl der in den ersten sechs Monaten recycelten Flaschen zu kommunizieren (311.500 – wobei die Zahl der nicht recycelten Flaschen in den übrigen rund 900 Läden vermutlich noch deutlich imposanter wirken dürfte).
Wäre es hierzulande nicht schon seit vielen Jahren Gesetz und Sitte, all die ausgetrunkenen (Einweg-)Behältnisse wieder dorthin zurückzutragen, wo sie mal hergekommen sind: die deutschen Handelsketten würden zu Marketingzwecken sicherlich auch sofort begeistert zu zählen anfangen. (Oh, Pardon – machen sie ja längst.)
Und wenn die Briten schon nicht anerkennen wollen, was die EU für sie zu leisten vermag – dann ja vielleicht die Tatsache, dass sich eine ganze Nachbarschaftsnation kollektiv über viele Jahre vor müffelnden Pfandlöchern in Supermarktwänden gestaut hat, um die Flaschenrückgabe-Automatisierungsindustrie stetig zu neuen Höchstleistungen in der Weiterentwicklung anzutreiben. Damit andere Länder nun Generationen an Altgeräten überspringen und direkt auf dem neusten Stand der Technik einsteigen können.
Gern geschehen, liebe Briten. (Und: mehr als fünf Automaten müssten da aber schon drin sein.)
Digitalisierte Pfandrückgabe
Währenddessen testet Kaufland bereits die mögliche Zukunft der Zukunft der Pfandrückgabe. Die ist – selbstverständlich – digital. Zumindest ein bisschen: Seit Ende Januar können Kunden ausgewählter Filialen des Großflächen-Discounters in Bayern und Baden-Württemberg (u.a. Heilbronn, Neckarsulm, Heidelberg, Schwäbisch-Hall) die so genannte Kaufland Smartbon-App testen.
Voraussetzung für die Nutzung ist (derzeit) ein Smartphone mit Android-Betriebssystem und ein Kaufland-Kundenkonto, in das man eingeloggt sein muss.
Dann erlaubt es die App, am Ende der Pfandrückgabe im Laden auf den papiernen Ausdruck mit Strichcode zu verzichten und stattdessen am Automaten die „Digital-Bon“-Taste zu drücken. Der anschließend auf dem Display erscheinende QR-Code muss bloß noch aufs Smartphone gescannt werden. Anschließend wird der gutgeschriebene Betrag wie gewohnt an der Kasse ausgezahlt.
Screenshots [M]: Smb
Seinen Kunden erklärt Kaufland etwas umständlich:
„Der Vorteil des Smartbons für Sie liegt zum einen in der Vermeidung von Papierausdrucken und der damit einhergehenden Ressourcenschonung. Zum anderen können Sie keine Pfandbons mehr verlieren, da die digitalen Pfandbons über Ihr beim Registrierungsprozess erstelltes Kaufland Kundenkonto immer wieder geladen werden können.“
(Wer kennt es nicht, das Übel der Pfandbonverliererei!)
Längstens werden die Bons zwölf Monate gespeichert; ob sie auch genau so lange eingelöst werden können, wenn man sich ein kleines Sparguthaben in der Pfand-App aufzubauen plant, um den nächsten Feiertagseinkauf gegenzufinanzieren, steht in den Nutzungsbedingungen aber nicht.
Auch wenn sich die versprochene „Ressourcenschonung“ (in Form gesparten Thermopapiers) in Grenzen halten dürfte, ist der digitale Pfandbon eine schöne Lösung, um – nun ja, technikaffine Kunden im Laden ein bisschen bei Laune zu halten und bei entsprechendem Testerfolg künftig auch damit werben zu können. Vielleicht lohnt sich’s, vorher die Kollegen von Iceland zu fragen, ob ihnen ein knackiges Weltrettungs-Hashtag dazu einfällt. Oder Kaufland recycelt einfach die Schlagzeile der vorigen Zukunftsinitiative.
Dank an Nicolas K. für den Hinweis.
Nachtrag, 3. April: Kaufland hat inzwischen eine Mitteilung zur Smartbon-App herausgegeben und listet darin alle Filialen auf, in denen der Pfand-Scan bereits funktioniert.
Titelfoto [M]: Kaufland/Smb
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Der Beitrag Kaufland testet digitale Pfandbons per App erschien zuerst auf Supermarktblog.