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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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Burger bei Lidl, Regionales bei Aldi, Rabatte bei Netto (ohne Hund): Kundenkampf am Brötchenknast

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Frische Brötchen aus dem Discounter? Sind doch selbstverständlich, sagen Sie. Stimmt ja auch. Über acht Jahre ist es her, dass Lidl erst zögerlich, dann aber in großem Stil Backwarenvollzugsanstalten in seine Läden baute, um Kund:innen mit aufgebackenem Brot und Brötchen zu locken. Dafür schreckte die Handelskette weder vor notwendigen Marktanbauten noch der Trennung von regionalen Bäckereipartnern zurück.

Heute sind Brötchenknasts, deren Angebot im Laufe der Zeit zunehmend größer geworden ist, aus dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel nicht mehr wegzudenken – und sie setzen die Bäcker in der Vorkassenzone gehörig unter Druck (siehe Supermarktblog).

Weil frische Backwaren inzwischen so fraglos zum Sortiment sämtlicher Supermärkte und Discounter dazu gehören, ist es für die Handelsketten auch schwieriger geworden, sich damit von Wettbewerbern abzuheben. Immer mehr Knusperkrustis und Bauernglückbrote in die riesigen Zellen zu kippen, kann auf Dauer keine Lösung sein. Deshalb probieren (vor allem) die Discounter derzeit die nächsten Stufen der Differenzierung aus.



1. Rabatte

Wer morgens früh zur Arbeit muss und wenig Zeit zum Daheimfrühstücken hat, geht unterwegs einfach zum Bäcker – oder halt: in den Discounter. Mit seinem „Frühaufsteher-Rabatt“ hilft Netto (ohne Hund) da gerne ein bisschen nach und verspricht 50 Prozent Rabatt z.B. auf Kaiserbrötchen und Croissants, sofern die zwischen 7 und 8 Uhr aus dem Brötchenknast geangelt werden.

Um seine teilweise auf 7 Uhr vorgezogenen Öffnungszeiten zu bewerben, lobte kürzlich auch Aldi Nord 30 Prozent auf ausgewählte Backwaren zwischen 7 und 8 Uhr morgens aus – und gab denselben Rabatt nochmal auf das komplette Brötchensortiment zwischen 20 und 21 Uhr, „für Nachtschwärmer“. (Was durchaus dabei geholfen haben könnte, die Aufbackzellen bis zum Feierabend leer zu kriegen, ohne zuviel Übriggebliebenes wegwerfen zu müssen.)

Inzwischen scheint die räumlich beschränkte Kampagne („nur gültig in dieser Verkaufsstelle“) aber wieder beendet zu sein.

Netto (ohne Hund) bleibt hingegen dabei und verspricht, „jetzt dauerhaft“ „Frühaufsteher-Rabatt“ zu geben. Vermutlich in der Hoffnung, dass die in den Laden gelotsten Sparbrötchen wenigstens auch gleich noch den Belag zu ihren Billigbackwaren einkaufen.

Lidl rabattiert bislang nur Aufbackwackwaren vom Vortag und hebt günstige Artikel am Brötchenknast in einzelnen Filialen mit neonfarbener Einfassung und „Dein Lidl-Preis“-Kennzeichung hervor.

2. Bio

Die Edeka-Discount-Tochter (ohne Hund) nutzt darüber hinaus ihre Eigenmarke BioBio, um frische Brote in Bio-Qualität zu verkaufen.

Lidl ist nachgezogen und kennzeichnet das bislang überschaubare Angebot – Bio-Steinofenbröcthen und Bio-Körner-Krusti – gut sichtbar mit einem großen grünen Bio-Zusatzschild. Warum sollten sich Kund:innen, die von der Bioland-Partnerschaft für Joghurt, Käse, Milch usw. angelockt wurden, mittelfristig nicht auch dafür begeistern lassen, Bio-Backwaren im Discounter zum kaufen?

Konsequent setzt das bereits die österreichische Aldi-Tochter Hofer um, die in ihre Selbstbedienung Backwaren integriert hat, die den klar formulierten Ansprüchen der Bio-Eigenmarke „Zurück zum Ursprung“ genügen (mehr dazu steht hier und hier im Supermarktblog).

3. Snacks

Frisch belegte Brötchen anzubieten, ist den Discountern verständlicherweise (noch) zu aufwändig. Aber alles, was sich als herzhafter Zwischendurchsnack im Ofen aufbacken lässt, ist inzwischen als Zusatzangebot im Brötchenknast willkommen. Lidl bietet z.B. Schinken-Käse-Croissants, Pizzazungen mit Käse und Schinken, Spinat- oder Käse-Börekstangen, Currywurstsnacks, „Pizza Margherita“, Knusperstangen mit Zwiebeln und Hot Dogs.

U.a. in Spanien geht der Discounter sogar noch einen Schritt weiter und will künftig – wie berichtet – in neuen Läden zur Mittagszeit auch Burger und Chicken Nuggets aufbacken. Ähnliche Tests laufen seit längerem auch in Filialen in deutschsprachigem Raum, z.B. in der Schweiz.

Wie Supermarktblog-Leser aus Nordrhein-Westfalen berichten, wirbt der Discounter zudem in Aachen und Köln für das erweiterte „Hot to go“-Angebot und bietet „Heiße Snacks zu Hammerpreisen“.


Foto [M]: Neu im Laden/Smb

Auf Supermarktblog-Anfrage bestätigt Lidl, „unter ‚Hot to Go‘ zum Beispiel Pizza, Burger, Hot Dogs, Wraps oder Chicken Nuggets“ in einigen Läden zu testen, um den „veränderten Kundenbedürfnissen nach (…) [einem] unkomplizierten Verzehr zwischendurch“ gerecht zu werden. Dazu, wie umfassend dieses Tests ausfallen, hält man sich aber bedeckt.


4. Regionales

Aldi Süd versucht derweil, an alte Kund:innen-Gewohnheiten anzuknüpfen und integriert zunehmend Backwaren regionaler Bäckereien in sein SB-Angebot „Meine Backwelt“. Im Raum München ist Supermarktblog-Leser Sven L. die Werbung für „Frische aus der Region“ aufgefallen, die Aldi Süd gemeinsam mit dem Partner Bäckerei Bachmeier aus Eggenfelden im Laden bewirbt.

Das Auswahl fällt dabei ziemlich umfangreich aus, wie z.B. hier zu sehen ist. Auf Supermarktblog-Anfrage erklärt eine Sprecherin des Discounters:

„Aktuell bestehen vier Kooperationen mit regionalen Bäckern in Süddeutschland. Wir beobachten und analysieren derzeit die Entwicklung der Kooperationen in den genannten Gebieten.“

Man wolle mit den Angeboten stärker „auf den Wunsch unserer Kunden [eingehen], die sich mehr Produkte aus ihrer Region wünschen“. Die Sortimentsbreite hänge dabei „sehr stark von dem Angebot des regionalen Partners und der Nachfrage durch die Kunden ab“. Ob die Backwaren fertig gebacken oder als Rohlinge angeliefert und im Laden fertig gebacken werden, verrät Aldi Süd nicht, sagt aber:

„Aktuell testen wir bei der Anlieferung und Zubereitung der Backwaren unterschiedliche Szenarien.“

Die „Lebensmittel Zeitung“ kennt auch die weiteren Partner (Abo): Bäcker Griesinger aus Eggenstein-Leopoldshafen (im Raum Karlsruhe), Leo der Bäcker mit der Marke Smekka (Aachen) sowie Großbäcker Harry Brot mit Regionalmarken. Die von Aldi beworbene „Frische aus der Region“ kommt also tendenziell eher nicht vom kleinen Handwerksbäcker aus der Nachbarschaft. (Auch der „Familienbetrieb“ Bachmeier verfügt z.B. über eine dreistellige Zahl eigener Filialen – und lieferte zuvor bereits Backwaren für die teilweise ausrangierten Aldi-Süd-Backautomaten.)

Die LZ meint zudem, dass die Kooperationen nicht ausschließlich vom Wohle der Kunden inspiriert sei: Nach der Pleite des bisherigen Lieferanten Kronenbrot im Vorjahr habe sich bei Aldi Süd eine „Versorgungslücke“ ergeben, die teilweise über die neue Strategie geschlossen werden solle.

Ihnen sind ebenfalls Besonderheiten im Brötchenknast Ihres Vertrauens aufgefallen? Dann schicken Sie mir doch einen Hinweis per Mail oder teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns in den Kommentaren!

Danke für Hinweise und Bilder an Sven B., Sven L und Neu im Laden.

Fotos: Supermarktblog"

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