Der Lebensmitteleinkauf bei Amazon beginnt für Kund:innen künftig mit der Eingabe ihrer Postleitzahl: Um die für die ihre Region verfügbaren Dienste (bzw. „Shops“) anzuzeigen, hat der Konzern die URL „Lebensmittel und mehr“ (amazon.de/lebensmittelundmehr) angelegt, die zur Eingabe der Lieferadresse auffordert.
Für das eigene Angebot Amazon Fresh funktionierte das so schon länger. Ab sofort ist nun aber auch der Supermarktpartner Tegut mit eigener „Storefront“ auf amazon.de integriert. Diese ersetzt die bisherige Tegut-Präsenz bei Prime Now, das – wie berichtet – weltweit aufgegeben werden soll.
Wie an dieser Stelle ebenfalls bereits vermutet, ist Teguts Lieferangebot im Großraum Frankfurt am Main nach dem Hackerangriff-bedingten Ausfall gar nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle aufgeschaltet worden.
Auf Prime Now, das bis Jahresende weltweit komplett verschwindet, heißt es nun:
„Jetzt im tegut… Shop auf Amazon.de einkaufen. Prime Now steht nicht länger zur Verfügung.“

Auf der amazon.de-Startseite wirbt eine große Kachel für das integrierte Angebot:
„Frische Lebensmittel & mehr von tegut… auf Amazon.de – Jetzt schnell & sicher liefern lassen.“

Gleichberechtigte „Shops“
Zu Beginn der Woche war der Tegut-Service noch nicht für alle direkt nutzbar, Kund:innen mussten sich auf eine Warteliste eintragen („Vielen Dank, dass Sie sich im tegut…-Onlineshop registriert haben. Wir tun unser Bestes, die Verfügbarkeiten so schnell wie möglich zu erhöhen.“) Die Freischaltung erfolgte bei mir allerdings innerhalb von 24 Stunden.
Mit der Integration setzt Amazon die Strategie um, die in anderen Ländern schon vor längerer Zeit realisiert worden ist. Im Kern besteht die daraus, sämtliche Lebensmittel-Lieferangebote im Hauptangebot zu bündeln (auf der Website und in der App). Je nach Region stehen dabei eigene Dienste – in den USA z.B. Fresh und Whole Foods Market – gleichberechtigt neben den Stores von Partnern, die Amazon zuletzt vor allem in europäischen Ländern akquiriert hat: Morrisons in Großbritannien, Dia / La Plaza in Spanien, U2 Supermercato und Pam – Panorama in Italien, Monoprix in Frankreich – und jetzt eben auch Tegut in Deutschland, erreichbar unter amazon.de/tegut. „Kaufen Sie von lokalen Anbietern“, steht in der Übersicht.
In Madrid, wo außer Fresh auch Dia mit Amazon liefert, sieht das z.B. so aus:

Die jeweiligen Oberflächen sind im Aufbau weitgehend standardisiert, erlauben den Partner-Unternehmen aber, auf der Startseite eigene Schwerpunkte zu setzen. Tegut hebt gerade „Alles zum Grillen“, Produkte für den „Fußball Sommer“ und „Frische Backwaren“ hervor, die weiterhin in klassischen Supermärkten im Norden und Süden Frankfurts kommissioniert und im Zwei-Stunden-Zeitfenster zugestellt werden. (Wie das funktioniert, steht hier im Blog.)

Lieferung ab 50 Euro kostenfrei
Im Schwerpunkt-Menü darunter hebt Tegut u.a. die Kategorien „Aus der Region“, „Bio-Produkte“ und die „Tegut Eigenmarken“ hervor, die nach dem Klick ungewohnt übersichtlich aufgelistet werden – Artikel der Sofortverzehr-Eigenmarken Tegut Freppy und Tegut Daily inklusive. (Wenn das auch bei Fresh so einfach ginge, wär’s ein Traum!)


Hat Amazon die eingegebene Postleitzahl einmal der Tegut-Lieferregion zugeordnet, erscheint der Name des Partners auch im horizontalen amazon.de-Hauptmenü – und zwar an erster Stelle neben dem Burgermenü für „Alle“ (Sortimente), noch vor anderen dem Account zugeordneten Kategorien. Das demonstriert ganz gut, welche Priorität der Konzern der regelmäßigen Lebensmittel-Lieferung an seine Kund:innen für die Zukunft einzuräumen scheint.
Unter „Letzte Einkäufe“ sind Produkte gelistet, die schon mal geliefert wurden – und zwar auch solche, die bei Tegut noch über Prime Now geordert wurden.
Bemerkenswert ist zudem, dass die Tegut-Lieferung im Zwei-Stunden-Zeitfenster für Prime-Mitglieder ab einem Einkaufswert von 50 Euro kostenfrei ist – Fresh-Kund:innen müssen dafür derzeit auf 80 Euro kommen.
Insgesamt macht die neue Ordnung einen ganz guten Eindruck – auch wenn anzunehmen ist, dass es im Angebot noch zahlreiche Stolperfallen geben wird. Tegut hatte im Rhein-Main-Gebiet zuletzt immer wieder Probleme mit Frischeartikeln, die regelmäßig nicht ganz so frisch ankamen, wie man sich das als Kund:in wünschen würde.
Nur für wenige nutzbar
In der am Mittwoch verschickten Amazon-Pressemitteilung zum schnelleren Lieferversprechen von Amazon Fresh – Bestellung bis 19 Uhr, Lieferung noch am selben Abend – wird der Umzug des Partners Tegut erstaunlicherweise noch nicht erwähnt, obwohl das gut gepasst hätte, um die Neuaufstellung zu kommunizieren.
Gleichwohl muss daran erinnert werden, dass bislang nur wenige Amazon-Kund:innen überhaupt in den Genuss einer schnellen Lieferung frischer Lebensmittel kommen: in Berlin und Potsdam (Fresh), Frankfurt am Main / Darmstadt (Tegut), München (Fresh) sowie – mit Einschränkungen – Hamburg (Fresh).
Immerhin dürften die monatelangen Um- und Aufräumarbeiten im Angebot für frische Lebensmittel damit so langsam zum Abschluss kommen und Amazon kann – bzw. muss – sich darauf konzentrieren, den Service wieder so zu gestalten, dass er im Alltag auch sinnvoll nutzbar ist. Zuletzt war das eher nicht der Fall. Nächster zu erwartender Schritt wäre, sowohl Amazon Fresh auf weitere Regionen in Deutschland auszudehnen als auch weitere Tegut-Märkte für das Picking von Einkäufen im Laden fit zu machen und in mehr Postleitzahl-Gebiete zu bringen. Und natürlich: weitere Supermarkt-Partner für andere Regionen zu akquirieren.
Angesichts der größer werdenden Konkurrenz hülfe es vielleicht, sich dafür nicht noch mal vier Jahre Zeit zu lassen. (Ist aber nur so ein Tipp von mir.)
Mehr zu Amazons Lebensmittel-Strategie in Europa steht hier im Supermarktblog.
In Kürze öffnet eine weitere Kasse ...? |
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Der Beitrag Amazon integriert Tegut als ersten Lebensmittel-Partner mit eigener „Storefront“ auf amazon.de erschien zuerst auf Supermarktblog.