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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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„Chef Select Feine Küche“: Lidl bringt Premium-Fertiggerichte ins Kühlregal

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Partner und Sponsoren:
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Den allermeisten Menschen ist inzwischen aufgefallen, dass sich die Stürmung der Außengastronomie nach der Lockerung der Corona-Auflagen nicht als wirklich nachhaltige Lösung anbietet, um zuhause nicht mehr ständig selbst zu kochen. Weil das tagesfüllende Herumsitzen vor Restaurants, so schön es auch sein mag, auf Dauer dann ja doch empfindlich an die Geldbörse geht.

Und weil wir zuletzt alle lernen mussten, über unsere eigenen Schatten zu springen, hat sich selbst Lidl dem angeschlossen und bietet jetzt – Premium-Fertiggerichte aus dem Kühlregal.

Jaja, Sie haben richtig gelesen: Der Discounter, der sich bislang damit hervortat, seinen Kund:innen halbe Hähnchen im Brötchenknast warmzuhalten, „Streetfood“ im Plastikschlauch zu verkaufen sowie Fertigfraß mit Zusatzstoffen und Geschmacksverstärkern zuzumuten (siehe Supermarktblog), scheint richtiges Essen als Marktlücke für sich entdeckt zu haben.


Also gibt’s jetzt das „Premium Menü Pasta mit Hähnchen und fruchtiger Tomatensoße“, „Pizza Rettangolare Mozzarella e Pomodrorini“, den „Premium Salat Chicken Bowl mit Caesar Dressing“ sowie „Hähnchenspieße mit Hoisin-Sauce“ im Kühlregal.

Ungewohnter Anblick im Lidl-Kühlregal: „Premium“-Salate, Pasta-Gerichte und quadratische Pizza; Foto: Smb

In einigen Filialen sind diese bzw. ähnliche Gerichte bereits seit vergangenem Jahr zu kaufen, und zwar mit dem eher schlichten Markenaufdruck „Feine Kost“:

Das scheint so gut funktioniert zu haben, dass sich Lidl nun an einen professionelleren Auftritt wagt – und seine Convenience-Eigenmarke „Chef Select“ dafür einspannt. Aus „Feine Kost“ ist in den vergangenen Wochen nach und nach „Chef Select Feine Küche“ geworden, samt eigenem Logo in schwarz-goldener Schrift.

„Einfach köstlich“ im Kühl-Separee

Außerdem spendiert der Discounter seiner Markenerweiterung (derzeit) in manchen Filialen ein eigenes Separee im Kühlregal, in modernisierten Filialen ganz vorne in der Convenience-Theke und mit schwarzen Einfassungen hervorgehoben, die von einem Angebot künden, das „Einfach köstlich“ sein soll.

Tatsächlich sehen die Feine-Küche-Mahlzeiten für Discount-Verhältnisse relativ vorzeigbar aus. Es gibt das „Meeresfrüchte-Menü Spaghetti mit Garnelen“, frische Salatbowls, Hummus in unterschiedlichen Varianten (mit Pesto oder Falafel), diverse Dips (Mediterrane Art, Dattel & Curry, Guacamole), Gelbes Curry mit Hähnchen, Gemüse und Kokosmilch, Gnocchi an Blauschimmelkäse („feinwürzig mit Spinat“), Poke-Bowls mit Mango-Chili-Dressing – und das allermeiste davon macht tatsächlich einen verzehrbaren Eindruck.

Selbst an Nachtisch ist gedacht, z.B. bunte Macarons. Und auf der Rückseite der Menüschalen steht die Aufforderung:

„Empfehlung: Genießen Sie außerdem unsere feinen Desserts als Nachtisch zu Ihrem Menü.“

Das dazu passende Holzbesteck muss für 10 Cent käuflich erworben werden. Und dass die Antipaste-Salate, die eingelegten Oliven und die Antipasti Creme womöglich aus dem regulären Angebot stammen und vielleicht nur hübscher verpackt wurden: geschenkt.

Die Preise für die Gerichte fallen für Discount-Verhältnisse zwar höher aus als Stammkund:innen das sonst gewohnt sind – die Pasta-Menüs kosten zwischen 2,99 und 3,49 Euro, die quadratische Pizza 3,99 Euro, und Salat-Bowls kommen für 2,99 Euro durch die Kasse. Im Vergleich zu vielen anderen frischen Mittagsangeboten ist das aber weiterhin eher günstig.

Kein Lückenschluss für den Premium-Salat

Im Wochenprospekt wirbt Lidl gerade erstmals groß für seine neue Conveninence-Kompetenz („Zum 1. Mal bei Lidl“) – allerdings ohne dazu zu sagen, ob es sich dabei um ein filialübergreifendes bzw. dauerhaftes Angebot handeln wird.

Lidl-Prospektwerbung für „Chef Select Feine Küche“; Ausriss: Lidl / Smb

Die angebotenen Gerichte scheinen aber – zumindest nach meiner bisherigen Beobachtung – zu wechseln. Und was weggekauft wird, hinterlässt sehr Discount-untypisch große Lücken im Kühlregal, die bis zur Woche darauf auch nicht mehr aufgefüllt zu werden scheinen.

Ob Lidl daran überall lange Freude hat, lässt sich durchaus in Zweifel ziehen vor allem, wenn der Platz alternativ auch für den wöchentlich massiv beworbenen Aktionsprodukteramsch genutzt werden könnte. Als Ausflug in die Welt des schnellen Mittagessens, das Verzehrenden nachher nicht wie ein Stein im Magen liegt, ist Chef Select Feine Küche aber schon mal ganz gut gelungen.

Und alle, die genügend Zeit haben, können ja auch weiter selbst kochen. Klaus Gehrig zum Beispiel.

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In Kürze öffnet eine weitere Kasse ...?
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