Knapp vier Jahre nach dem offiziellen Deutschland-Start (siehe Supermarktblog) arbeitet Lidl weiter an der Feinjustierung seines Programms zur Kund:innenbindung, Lidl Plus. Registrierte Nutzerinnen erhalten derzeit per Mail und in der App den Hinweis, dass es „jetzt noch einfacher“ werde, mit Lidl Plus zu sparen. Möglich sein soll das mit den neuen „Lidl Plus Angeboten“.
Diese Angebote müssen – anders als die „Lidl Plus Coupons“ – nicht mehr extra aktiviert werden, um sie an der Kasse einlösen zu können. Beim Scannen der digitalen Kund:innenkarte werden die Vergünstigungen stattdessen automatisch angerechnet.
Lidl bewirbt das als „neues Feature“ (das zuvor bereits in anderen Lidl-Märkten freigeschaltet worden ist):
„Sparen ohne zu aktivieren – Von wöchentlichen Angeboten mit einem Scan profitieren.“
Die „Angebote“ haben innerhalb der App einen eigenen Menü-Punkt erhalten: anstelle der „Kassenbons“ (die ins Untermenü gerückt sind) und direkt neben den „Coupons“, die weiter an erster Stelle stehen und – zumindest nach aktuellem Stand – weiterhin aktiviert werden müssen. (Fachmedien hatten zuletzt berichtet, Lidl wolle sämtliche Coupons automatisch aktivieren; das scheint momentan nicht der Fall zu sein.)

Schwieriger Durchblick
Coupons gibt es wiederum in unterschiedlicher Ausprägung: für „Alle Filialen“, manchmal für den jeweils ausgewählten Markt, für „Online“-Angebote und „Exklusiv für dich“.
Mit der Neuordnung erweitert Lidl den Nutzen seines Rabattprogramms für Kund:innen, die keine Lust haben, Vergünstigungen jeweils einzeln zu aktivieren; sie vergrößert aber auch das Chaos in und die Erklärbedürftigkeit der App, die nun über diverse Rabattstufen verfügt, die allesamt unterschiedlich funktionieren. Der vermeintlichen Einfachheit des Discount-Einkaufs wird man so nicht mehr gerecht.
Genau das war lange auch eines der Argumente von Aldi, auf ein eigenes Programm zur Kund:innenbindung zu verzichten. Das könnte sich aber bald ändern. Denn im Gegensatz zu Aldi verfügt Rivale Lidl dank Lidl Plus über deutlich mehr verknüpfbare Daten zum Einkaufsverhalten seiner Kund:innen, aus denen sich wertvolle Rückschlüsse fürs Geschäft ziehen lassen.

Dass auch bei Aldi an einer App gearbeitet wird, von der regelmäßig wiederkehrende Kund:innen profitieren sollen, ist unstrittig – bereits vor längerer Zeit wurden per Stellenanzeigen Entwickler:innen für ein entsprechendes Projekt gesucht (siehe Retail Optimiser).
Scan-Tulpen an Aldi-Süd-Kassen
Inzwischen verdichten sich die Hinweise darauf, dass die Einführung einer solchen App konkret geplant ist. In neu eröffneten Filialen von Aldi Süd sind Kassen mit Top-Down-Readern ausgestattet: kleine Metalltulpen, vor die Kund:innen während des Bezahlvorgangs ihr Smartphone halten können, um damit z.B. per App generierte QR-Codes zu halten – dieselbe Technologie, die auch für Lidl Plus und Payback Pay zum Einsatz kommt. Mancherorts ist den Readern noch eine Plexiglas-Abgrenzung vorgebaut (siehe Foto).
Lidl hatte die Geräte in seine Läden im Vorfeld der Lidl-Plus-Einführung eingebaut (siehe Supermarktblog).

Auch in Großbritannien wurden die Top-Down-Reader in Aldi-Filialen entdeckt. Auf eine Anfrage des Fachmagazins „The Grocer“ (Abo-Text) erklärte ein Aldi-UK-Sprecher, die Hardware sei für das Scannen von elektronischen Geschenkkarten gedacht, nicht für Maßnahmen zur Kund:innenbindung.
Alleine dafür wäre das allerdings ein erheblicher Umrüstaufwand. Und zugleich ein großes Versäumnis, die Geräte nicht für Aktionen zu nutzen, die Kund:innen Rabatte erschließen und Aldi ein größeres Datenpotenzial, das u.a. der Anpassung des Sortiments zugutekommen könnte.
Rabatte schon per Papier-Coupon
Aldi könnte dafür eine im Vergleich zu Lidl Plus abgespeckte, aber damit auch unkompliziertere Lösung wählen, die von einem möglichst großen Kund:innenkreis akzeptiert würde – u.a. indem ein entsprechendes Programm in die bestehende Aldi-Süd-App integriert würde.
Erfahrungen mit Rabattcoupons hat Aldi zuletzt schon regelmäßig gesammelt: Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft (zu deren Top-Sponsoren Rivale Lidl gehört) rief Aldi Süd zur „EM Spar-Party“ und verteilte im Juni mit seinem Aktionsprospekt Rabattscheine im Wert von 5 Euro, die in vier aufeinanderfolgenden Wochen für Einkäufe in den eigenen Filialen eingelöst werden können (im Zeitraum vom 14. Juni bis 13 Juli, ab 40 Euro Einkaufswert).
Im Zuge des „Aldiventskalenders“ hatte der Discounter im vergangenen Jahr schon einmal 5-Euro-Gutscheine ausgegeben, die man als Nutzer:in per E-Mail zugeschickt bekam, wenn man das entsprechende Online-Türchen geöffnet und die notwendigen Datenfelder ausgefüllt hatte. (Lidl kaperte die Aktion damals und erklärte, die Aldi-Gutscheine auch in den eigenen Filialen zu akzeptieren: „Weil es an Weihnachten um euch ALLE geht.“ Und man die Umsätze im Vorweihnachsteinkauf nicht der Konkurrenz überlassen wollte.)
Bei Aldi hieß es damals: „Dieser Gutschein ist nur ausgedruckt einlösbar.“ Im Moment deutet einiges darauf hin, dass sich das für künftige Aktionen ändern könnte.
Derweil bereitet sich auch Rewe auf den Start seines neuen Treueprogramms „Rewe Bonus“ Anfang des kommenden Jahres vor (siehe Supermarktblog).
- „Rewe Bonus“ kommt: So bereitet sich Rewe auf den Payback-Abschied vor
- Rewe gibt sich beim Design für „Rewe Bonus“ experimentierbereit
Der Beitrag Hinweise auf Rabatt-App bei Aldi, neue „Angebote“-Funktion bei Lidl Plus erschien zuerst auf Supermarktblog.