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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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Die Rückkehr der Tanne: Mini-Comeback für Spar

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Den gibt's schon länger: Spar Express am Chemnitzer Hauptbahnhof

Nein, das Bild über diesem Absatz ist kein Fenster in die Vergangenheit, sondern ein Foto aus der Vorhölle Vorhalle des Chemnitzer Hauptbahnhofs.

Und ja, Sie haben das völlig richtig in Erinnerung, dass es Spar in Deutschland eigentlich gar nicht mehr gibt, nachdem Edeka die deutschen Läden 2005 komplett übernommen hat und anschließend damit begann, die kleine grüne Tanne im Logo (niederländisch: “spar”) deutschlandweit abzuholzen.

Copyright: Spar

Ganz verschwunden ist das ziemlich zeitlose und tolle Logo aber nicht. An Bahnhöfen, unter anderem in Chemnitz (Foto oben), Eisenach und Stralsund, durfte Spar weiterexistieren, und zwar als Einkaufsshop unter dem Namen “Spar Express”.

Das hat offensichtlich so gut funktioniert, dass jetzt auch in vielen anderen Städten entsprechende Läden aufmachen. Die meisten werden bloß umgebaut. Bei Spar Express handelt es sich nämlich um eine Kooperation von Edeka und dem Gastro-Unternehmen SSP, das einen ganzen Strauß unterschiedlicher Shops an Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen betreibt. Über 400 der Bahnhofsläden heißen künftig nicht mehr wie bisher “Point”, sondern eben “Spar Express” und werden von Edeka beliefert. (Deshalb gibt’s dort auch die Edeka-Eigenmarken zu kaufen.)

Am Berliner Hauptbahnhof ist gerade umgebaut worden:

Ex-Point-Markt am Berliner Hbf: "Hier entsteht ein Spar Express Markt für Sie!"

Nach wie vor ist’s aber hilfreich, beim Einkaufen dort die Luft anzuhalten, um ein bisschen schmaler zu sein und im Laden nirgends anzuecken.

Erst Luft anhalten, dann reingehen: So klappt's auch unfallfrei mit dem Einkauf

Drei Filialen bekommen außerdem den Zusatz “24/7″, weil sie 24 Stunden durchgehend geöffnet haben: am Stuttgarter Hauptbahnhof (im früheren Segafredo-Café), am Hamburger Hauptbahnhof und am Frankfurter Hauptbahnhof, wo Spar Express 24/7 sich den Gleispavillon mit einer Backwerk-Filiale teilt. (Backwerk hat mit EQT denselben Investor wie SSP.)

An den Märkten soll nicht einfach nur das Logo ausgetauscht werden. Auch das Sortiment verändere sich, heißt es bei SSP auf Anfrage. Wie stark kommt vermutlich sehr auf die Platzverhältnisse an. Es gebe ein größeres Frischesortiment, außerdem seien zahlreiche Produkte günstiger als bisher. Klingt erstmal unlogisch. Ein Sprecher meint jedoch, in den Spar-Express-Testmärkten sei der Umsatz deswegen 10 Prozent höher – die Leute kaufen also offensichtlich mehr, wenn die Preise nicht astronomisch hoch sind. (Sondern allenfalls noch galaktisch.)

Vom Discount (oder auch nur dem üblichen Supermarkt-Preisniveau) sind die Bahnhofsshop natürlich trotzdem weit entfernt.

Bei Spar Express in Chemnitz ist alles "Fresh", auch die vier Grundnahrungsmittel Currywurst, Bratwurst, Frikadelle und Schnitzel

Grund für die Umstellung sei unter anderem, dass die Marke Spar immer noch vielen Leuten positiv in Erinnerung geblieben ist, meint SSP. Touristen aus dem Ausland, die an Bahnhöfen unterwegs sind, kennen sie aus anderen europäischen Ländern womöglich auch. Der bisherige Name “Point” war dagegen arg austauschbar.

Edeka und SSP machen womöglich auch deshalb gemeinsame Sache, um dem Rivalen Rewe mit seinen To-Go-Filialen Paroli zu bieten, die sich langsam in Deutschland ausbreiten und seit einiger Zeit auch an Aral-Tankstellen einnisten.

Das “Einkaufen wie im Supermarkt”, das Spar Express verspricht, ist allerdings übertrieben: Der Schwerpunkt liegt immer noch auf Produkten, die man schnell für die Zugfahrt mitnimmt: Getränke, Süßes, Getränke, Chips und Getränke. Und es ist auch nur ein mittelsensationelles “Frischeangebot”, Äpfel und Bananen in eine Holzkiste zu legen und dann 80 Cent pro Stück zu verlangen. (Macht Rewe to Go aber auch.)

Für den schnellen Einkauf von Getränken, Getränken und - ähm: Getränken ist Spar Express am Berliner Hbf perfekt

Zumindest im Berliner Hauptbahnhof ist das Angebot an Supermarkt-Artikeln bei Spar Express weiterhin sehr überschaubar: in der Ladenecke gibt’s ein paar ins Regal gequetschte Drogerieartikel, Senf, Tee, Marmelade und Nudeln. Das gekühlte Nichtgetränkeangebot (z.B. Scheibenkäse, Butter usw.) muss je nach Tageszeit mit der Lupe gesucht werden. Wer wirklich was einkaufen gehen will, geht eher zwei Etagen tiefer zu Kaiser’s oder Rossmann.

Längst fühlen sich Supermarkt- und Drogerieketten schließlich auch an großen Bahnhöfen wohl. Dort wird Spar Express am ehesten als schnelle Ausweich-Alternative oder wegen der langen Öffnungszeiten funktionieren. In kleineren Städten eignet sich der Laden vermutlich auch als zentral gelegener Supermarktersatz für den schnellen Sonntagseinkauf.

Fotos: Supermarktblog


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