Zehn bis zwölf Filialen hätten es werden sollen, und das schon im ersten Jahr (siehe Supermarktblog). Dass es mit diesen ambitionierten Plänen nichts werden würde, war nach dem Start vor zwei Jahren aber relativ schnell klar. Im Dezember hat Albert Heijn to Go, der Snack-Ableger der niederländischen Supermarktkette, nun sogar zwei seiner sechs Läden wieder zugemacht, die in Aachen und Essen (Foto oben) nämlich.
Den deutschen Konkurrenten, allen voran Rewe to Go, wollen die Niederländer das Geschäft mit dem Sofortessen und den Snacks aber auch künftig nicht alleine überlassen. Zumindest erklärt Deutschland-Geschäftsführer Mathias Gehle auf Supermarktblog-Anfrage:
“Für 2015 haben wir drei neue Standorte im Visier, für die wir bereits Absichtserklärungen unterschrieben haben.”
Wie kam es dann zu den Schließungen? Gehle sagt, die Lage sei entscheidend gewesen:
“Die Menschen in den Fußgängerzonen sind weniger häufig auf Essen ‘to go’ ausgerichtet. Sie kommen meist zum Einkaufen oder Bummeln in die Stadt und sind nicht darauf angewiesen, unterwegs einen schnellen Snack oder ein Mittagessen fürs Büro mitzunehmen.”
Deutlich ausgeprägter sei das bei Pendlern, Reisenden und Berufstätigen in den Geschäftsvierteln. Als Rückschlag will Gehle die Schließungen deshalb nicht bezeichnen:
“Wir wissen jetzt besser, wo unser Konzept am erfolgreichsten ist und wo genau wir unsere Kunden treffen. Das sind für uns vor allem Verkehrsknotenpunkte wie Bahnhöfe oder zentrale ÖPNV-Stationen, Geschäftsviertel, Flughäfen oder Tankstellen. Es sind die Standorte, wo besonders Berufstätige und Pendler unterwegs sind.”
In Düsseldorf hat sich Albert Heijn to Go bereits in einer U-Bahn-Station einquartiert, in Duisburg in den Hauptbahnhof. Bei der Mini-Expansion will sich der Konzern aber weiter aufs Bundesland Nordrhein-Westfalen konzentrieren, da ist die Belieferung aus dem Heimatland am unproblematischsten. “Auch Aachen und Essen sind nach wie vor für uns interessant”, sagt Gehle. Nur halt nicht mehr in den Bummelgegenden.
In den vergangenen Monaten ist zudem das Eigenmarken-Sortiment deutlich ausgeweitet worden. Etwa 70 Prozent des Umsatzes fallen auf Produkte, die das eigene Logo auf der Verpackung tragen, 60 Prozent davon entfallen aufs Frischesortiment.
Die bestverkauften Artikel sind Gehle zufolge Salate, verpackte Sandwiches und Wraps sowie frische Säfte und Smoothies. Genau damit will sich Albert Heijn to Go auch von seinen Mitbewerbern abheben:
“Allein bei den Salaten kann der Kunde zwischen mehr als 20 verschiedenen Sorten wählen. Diese Auswahl bietet kein Wettbewerber in Deutschland. Die Steam Meals (unsere frischen Mikrowellengerichte aus rohen oder teilvorgegarten Zutaten) sind auf dem deutschen Markt ebenfalls einzigartig.”
Vor allem ist die Frische aber auch: nicht gerade günstig. Snacker mit größerem Hunger haben schnell zehn Euro auf dem Kassenzettel stehen, wenn sie sich Sandwich, Salat und Getränk bzw. Dessert kombinieren, ohne einen “Meal Deal” zu erwischen. An Bahnhöfen dürfte es Albert Heijn to Go in dieser Preiskategorie nicht ganz so schwer haben, weil Snacks dort generell teurer sind – in den Fußgängerzonen sitzen den Convenience-Läden außerdem die zu vielfach Cafés umfunktionierten Discountbäcker im Nacken. Dafür warten an den Bahnhöfen Wettbewerber wie “Spar Express”.
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Mit Dank an Marcel P.!
Fotos: Supermarktblog