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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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Wegen Payback: Lässt Rewe die Treueherzen sterben?

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Sie müssen jetzt ganz stark sein. Setzen Sie sich erstmal hin. Es ist nämlich gut möglich, dass Rewe – die Treueherzen sterben lässt!

Für alle, die ihren halben Hausrat bisher dadurch erneuert haben, beim Einkaufen Klebepunkte zu hamstern und diese dann gegen monetäre Zuzahlung in Pfannen, Sportartikel oder Reisekoffer zu tauschen, brächen schwere Zeiten an.

Rewe-Treueaktion im Frühjahr 2013

Alle anderen, die jetzt jauchzend in die Luft gesprungen sind, weil sie glauben, Kassierern künftig nicht mehr Auskunft über Treueverhalten geben zu müssen, sollten sich jedoch nicht zu früh freuen: Heute hat Rewe bekannt gegeben, im kommenden Jahr Partner des Payback-Bonusprogramms zu werden und die entsprechenden Kundenkarten zu akzeptieren. Bei deren Vorlage an der Kasse wird dem Besitzer ein Kleinstbetrag pro ausgegebenem Euro in Form von Punkten gutgeschrieben. In welchem Verhältnis, ist noch nicht kommuniziert.

Jetzt muss Rewe überlegen, wieviele unterschiedliche Einkaufsbelohnungssysteme sinnvoll sind – und vor allem: wieviele sich den Kunden zumuten lassen, die schon jetzt  in die Luft gehen, wenn sie bei jedem Bezahlvorgang ihre Klebepunkte-Ablehnung erneuern sollen.

Da Payback die Möglichkeit anbietet, die gesammelten (nicht-klebenden) Punkte ebenfalls in unnötigen Staubfängerhausrat umzuwandeln (“Chefspoon Lafer by WMF”, “Schildkröt Fitness Balance-Kissen”, “Gäste-Pantoffel-Set”), wären die Rewe-eigenen Treueaktionen eigentlich überflüssig. Dass der Kölner Konzern freiwillig die zusätzlichen Klebebildaktionen aufgibt, ist hingegen unwahrscheinlich. Dafür funktioniert der Köder viel zu gut bei Kindern, die darauf bestehen, sämtliche Einkäufe nur noch in den Läden zu erledigen, bei denen die Tante, wenn sie Mama oder Papa zum Schluss die Kohle abknöpft, auch Futter fürs Sammelalbum rausrückt.

(Ewig dürfte die Masche allerdings nicht ziehen; das aktuelle Klebebildchen-Thema “Unser Deutschland” ist jedenfalls schon arg an den Haaren beigezogen, und auch reichlich peinlich.)

Für Payback ist der neue Partner ein ziemlicher Scoop – weil Rewe mit seinen rund 3300 Märkten und Millionen Kunden dem Unternehmen zahlreiche neue Mitglieder zuspülen dürfte.

Dabei ist Rewe nicht der erste Supermarktpartner von Payback. Die Metro-Tochter Real war Gründungspartner des Programms und ist deshalb von Anfang an dabei, seit 13 Jahren. Lange war es bei Payback üblich, nur jeweils einen Partner aus jedem Handelsbereich zu haben. Die unmittelbare Konkurrenz musste draußen bleiben. Spätestens seitdem im vergangenen Jahr die Biosupermärkte (und Rivalen) Alnatura und Denn’s gleichzeitig Payback-Mitglieder wurden, scheint diese Regel aber außer Kraft gesetzt zu sein. Die “Lebensmittelzeitung” berichtet, Payback könne Real einen Teil der Kosten für die Mitgliedschaft erlassen, damit der Wettbewerber Rewe duldet.

Der Neuzugang bei Payback erhöht gleichzeitig den Druck auf den Bonusprogramm-Konkurrenten DeutschlandCard, dem Edeka beigetreten ist – allerdings nur in vier der sieben Regionen. Bisher.

Die Wahrscheinlichkeit, an der Kasse künftig seltener Treueauskunft geben zu müssen, ist also gering. Vermutlich ändert sich bloß die Frage. Wer auf die klebenden Treueherzchen partout nicht verzichten mag, kann ja immer noch zu Kaiser’s gehen. Dort sind die Punkte, wie das Kassenpersonal weiß, nämlich immer noch “unaufgefordert aus[zu]händigen” und definitiv:

“PFLICHT!!!”

Hinweis für Kaiser's-Kassenpersonal

Dank an Lukas für das Foto! 

Fotos: Supermarktblog (2)


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