1. Kompromissbereitschaft
Seit 2004 versuchte die Stadt Frankfurt zu verhindern, dass Kaufland eine Filiale im Stadtteil Fechenheim eröffnet. Grund war die Befürchtung, der riesige Laden könnte den Geschäften in den umliegenden Ortskernen schaden. Als Kaufland eine Baugenehmigung beantragte, änderte die Verwaltung kurzerhand den Bebauungsplan für das betroffene Gewerbegebiet. Hat bloß nichts geholfen: Vor Gericht setzte sich Kaufland doch noch durch. Vor einem Monat eröffnete Kaufland der Markt im Frankfurter Norden Osten. Von Nachteilen für kleiner Läden ist keine Rede mehr. Im Gegenteil. Die „Frankfurter Rundschau“ schreibt:
„Die städtische Wirtschaftsförderung begrüßt die Ansiedlung Kauflands nicht nur wegen der entstehenden Parkplätze. Ihr Geschäftsführer Oliver Schwebel rechnet auch mit positiven Effekten für das Umfeld.“
2. Gelassenheit
Als Aldi im Laufe des Jahres zahlreiche Markenprodukte in sein Sortiment aufnahm, reagierte Kaufland (zusammen mit der Discount-Schwester Lidl) trotzig mit einem „Preissturz“ für bekannte Produkte, die „auf Dauer reduziert“ bleiben sollten.
Weil das eine äußerst kostspielige Angelegenheit ist und Kaufland keine Lust hat, deshalb künftig kleinere Aufbackbrötchen anwärmen zu müssen, kosten manche Produkte inzwischen wieder „deutlich mehr“, berichtet die „Lebensmittel Zeitung“. Die Preise befänden sich in einigen Fällen „fast“ wieder auf demselben Niveau wie vor dem „Preissturz“.
(Am Regal ist von der Rückwärtslawine freilich nichts zu lesen.)
3. Bescheidenheit
In Berlin eröffnet Kaufland im kommenden Jahr so mittig in der Stadt, dass es mittiger gar nicht geht: am Alexanderplatz, direkt gegenüber vom Fernsehturm.
Dort wird an der Karl-Liebknecht-Straße gerade ein ehemaliges Einkaufscenter komplett umgebaut: das Berlin-Carré, in dem Kaufland „fast alle Flächen im Erd- und Obergeschoss“ gemietet hat, wie die „Berliner Woche“ schreibt.
Damit das auch wirklich kein Pendler, kein Tourist und keine Lebensmittel-Abteilung von Galeria Kaufhof schräg gegenüber übersehen kann, stellt Kaufland am Bauzaun schon mal klar, wie sehr „das Land“ (oder zumindest Berlin-Mitte) ohne dieses neue Engagement verloren gewesen wäre:
4. Konsequenz
Um mit der Zeit zu gehen, baut Kaufland modernere Läden mit schlankeren Regalen, energiesparender Beleuchtung und nagelneuen Brötchenknast-Ecken. Gleichzeitig darf aber nichts davon so modern aussehen, dass die Kunden sich im Laden unnötig wohl fühlen – und womöglich den Eindruck kriegen, hier sei Geld für ein Ambiente ausgegeben worden, das sie an der Kasse mitbezahlen. Kaufland-Märkte müssen im Idealfall also gleichzeitig modern und billig aussehen. Na, dann viel Spaß beim Nachrenovieren alle zwei Jahre.
5. Zukunftsorientierung
Im Interview mit der „Lebensmittel Zeitung“ vom Juni 2015 sagte Kaufland-Geschäftsführer Frank Lehmann auf die Frage, ob er seine Kunden künftig auch online einkaufen lasse: „Wir haben uns vorgenommen 2016 oder 2017 mit einem Piloten [für einen Online-Shop; Anm. Smb] auf den Markt zu gehen.“ Und weiter:
„Der Kunde soll bei uns über verschiedene Kanäle einkaufen können. Das heißt Abholung, Bereitstellung, Lieferung. Click und collect ist elementar in unserem Konzept.“
Dreieinhalb Monate nach dem Interview war Lehmann von heute auf morgen nicht mehr Kaufland-Geschäftsführer. Er verlasse das Unternehmen „in gegenseitigem Einvernehmen aufgrund unterschiedlicher Geschäftsauffassungen“, hieß es damals. (Ein Kunststück!)
Oder, anders gesagt: Alles Günstige für 2016, Kaufland! Wird nie langweilig mit dir.
Danke an Jörg für das Frankfurt-Foto!
Fotos: Jörg R., Supermarktblog