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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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Bringt Amazon seine Lebensmittel-Marke Whole Foods auch nach Deutschland?

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In diesem Jahr hat Amazon, das sonst immer nur Geschenke für seine Kunden verschickt, auch mal was Schönes für sich selbst gekauft: seine erste eigene Supermarktkette: Whole Foods. Sogar in Bio-Qualität (siehe Supermarktblog)!

(Inwiefern Bio wirklich langfristig ein Schwerpunkt bei Whole Foods bleiben soll, ist allerdings ungewiss; in den USA vermuten Branchenbeobachter, dass die Kette sehr viel deutlicher in Richtung Mainstream positioniert werden soll.)

Außerhalb seines Heimatmarkts ist der Händler derzeit jedoch keine große Macht. Seit 2002 ist Whole Foods im Nachbarland Kanada mit überschaubaren 13 Läden aktiv; 2007 hat sich das Unternehmen nach Großbritannien eingekauft. Dort wurden von ebenfalls neun Filialen kürzlich aber zwei wieder geschlossen – offensichtlich weil sich Amazon mit Whole Foods auf größere Städte konzentrieren will. In diesem Fall: ausschließlich auf London.

Aber wie heißt’s so schön: Andere Länder haben auch schöne Ballungsräume.

Zu Expansionsplänen ins Ausland ist bislang zwar nichts bekannt. Zumindest scheint Amazon dafür aber schon mal auf Nummer sicher gehen zu wollen. In dieser Woche hat der Konzern „Unionsmarkenschutz“ (also: europaweiten Markenschutz in allen EU-Mitgliedstaaten) für diverse Whole-Foods-Marken (in Wort und Bild) beantragt: „Whole Foods“, „Whole Foods Market“, „WFM“ und für das günstiger positionierte Handelskonzept „365“ (siehe Supermarktblog).

Schwierige Grundlagenarbeit

Daraus konkrete Pläne für eine Deutschlandexpansion abzuleiten, wäre verfrüht. Allerdings ist unbestritten, dass sich Amazon auch in Europa für ein stärkeres Engagement in der Lebensmittelbranche interessiert, wie (abgesehen vom Fresh-Start in drei großen deutschen Städten) zuletzt aus Frankreich zu hören war.

Dafür ein eigenes Filialnetz neu aufzubauen, wäre – milde formuliert – schwierig: Geeignete Standorte dürften vor allem in Ballungszentren schwer zu kriegen sein, zumal es Amazon (bislang) an einem erfahrenen Team dafür fehlt. Noch dazu würde ein solcher Aufbau sehr lange dauern. Viel interessanter wäre deshalb die Übernahme einer Handelskette, die schon einen Teil der benötigten Voraussetzungen mitbrächte (siehe Supermarktblog).

Womöglich drängt es Amazon mit Whole Foods in europäischen Ländern zunächst aber auch gar nicht direkt ins Stationäre: Über den Vertrieb von Whole-Foods-Produkten auf den eigenen Plattformen (z.B. Amazon.de, Prime Now, Fresh) ließe sich erstmal testen, ob die Marke dort überhaupt bei den Kunden ankommt.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Schutz auch für die Whole-Foods-Eigenmarke „365 Everyday Value“ beantragt wurde, unter der in den USA Produkte aus zahlreichen Sortimenten im Preiseinstiegssegment verkauft werden

Freilich bräuchte es einen ganzen Schwung neuer Produzenten, die entsprechende Mengen liefern könnten, um „365 Everyday Value“ überhaupt als Alternative bei den Kunden durchzusetzen. (Noch dazu zu Preisen, die etwa in Deutschland mit den – auch im Biosortiment – zahlreich vorhandenen Handelsmarken mithalten könnten.)

Vielleicht will Amazon zunächst auch nur seine Claims abstecken, um zum geeigneten Zeitpunkt mit dem Kundenschürfen beginnen zu können. Dass europäische Lebensmittelhändler darauf hoffen können, Amazon verschwinde nach einer Weile von alleine wieder aus „ihrem“ Markt, ist dadurch jedenfalls nicht gerade wahrscheinlicher geworden.

Titelfoto [M]: Supermarktblog/Amazon, Whole Foods"

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