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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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Nehmt euch in acht, Imbisse: So wird Rewe to go in 5 Schritten zum Gastro-Schreck

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Mit messerscharfer Analytik haben die Marktforscher der npd Group Deutschland gerade fürs kommende Jahr geweissagt, dass „der Lebensmitteleinzelhandel seine Bedeutung für den Gastronomiemarkt weiter ausbauen“ wird (PDF). Anders gesagt: Wenn Brötchenknasts mit Pizzasnacks und Kühlhippos mit Sandwiches überquellen, brauchen Supermarkt- und Discount-Kunden nicht mehr ins Schnellrestaurant oder zum Imbiss zu gehen.

Wobei man ehrlicherweise sagen muss: Bislang hat die Sofortessen-Auswahl im hiesigen Lebensmitteleinzelhandel nicht durch übermäßige Kreativität für sich geworben.

Kaufland und Lidl suchen noch nach der richtigen Strategie für ihre umgetauften Convenience-Sortimente (siehe Supermarktblog); Edeka hat ein paar feine Salate unter der Eigenmarke „Edeka deli“ im Angebot, überlässt Mittagessen aber größtenteils den selbständigen Kaufleuten; Vorreiter Penny irritierte zuletzt durch die Fusion von „to go“ mit „heat & eat“ zu „penny ready“ (siehe Supermarktblog).

Und dann ist da noch Rewe, wo man mit reichlich Verspätung gemerkt hat, dass sich die Eigenkreation „Rewe to go“ nicht nur eignet, um unter diesem Namen Minisupermärkte in Innenstädten und an Tankstellen zu eröffnen; sondern auch, um darunter Produkte zusammenzufassen, die für den sofortigen Verzehr nach Bezahlung gedacht sind.

Über längere Zeit hielt sich in Köln die Ambition in Grenzen, die Eigenmarke weiter als Gastro-Schreck auszubauen; in den vergangenen Monaten hat sich das geändert.

Die Kühltheken am Markteingang haben vielerorts eine zweite Ebene eingezogen kommen, um mehr Produkte unterbringen zu können.

Gleichzeitig testet Rewe neue Produkte, die vom Sofortessen-Standard abweichen, den ja längst auch die Discounter abbilden. Seit Sommer gibt Menüschalen zum Warmmachen (z.B. „Garnelen auf Zucchini-Tomaten-Fenchel-Gemüse, Bandnudeln und Pfefferhollandaise“) mit dem neuen Rewe-to-go-Logo zu kaufen; Protein-Bowls mit viel Gemüse in einer Asia-, Japan- bzw. Veggie-Variante (mit Hähnchen, Thunfischcreme oder Couscous); und Smoothie-Müsli-Kombinationen („Ananas Banana Kokos mit Schoko Knusper“).

Das lässt zumindest erahnen, welches Potenzial in der Eigenmarke steckt, würde man regelmäßig in die Entwicklung neuer Produkte investieren und aktuelle Ernährungstrends aufgreifen.

Schnäppchen-Luncher, die auf jeden Cent schauen, erreicht Rewe damit sicher nicht; die neuen Gerichte sind eher am oberen Ende der Preisskala für Sofortessen aus dem Supermarkt angesiedelt (eine „Bunte Bowl“ mit 275 Gramm Gemüse kostet 3,99 Euro) – in der Regel aber immer noch günstiger als Vergleichbares aus der Fast-Casual-Gastronomie.

Unter den hiesigen Supermarkt-Wettbewerbern liegt Rewe mit seinem Convenience-Sortiment zweifellos in Führung, hat in seinen Kühltheken aber trotzdem massig Luft nach oben. Um sich inspirieren zu lassen, empfiehlt sich eine kleine Lunch-Reise durch europäische Supermärkte. (Oder die Lektüre dieses Blogeintrags.)


1. Darf’s heute mal Luxe sein?

Sandwich mit Gouda ist prima, Salat mit Schinken geht in Ordnung – aber was ist, wenn der geneigte Supermarkt-Mittagspäusler sich zwischendurch auch mal was Besonderes gönnen will? In den Niederlanden baut Albert Heijn dafür Klappbrotvariationen, die als „Luxe Sandwich“ Abwechslung versprechen und so schlicht verpackt sind, dass der Belag der Star bleibt.

Ließe sich jederzeit auch für Rewe to go umsetzen – vorausgesetzt, die Produktentwicklung beschränkt sich nicht länger darauf, gängige Natsu-Snacks eins zu eins zur Eigenmarke umetikettieren zu lassen.

2. Testen, testen, testen

Ausgerechnet die Discount-Schwester Penny macht Rewe schon länger vor, wie man sein Convenience-Sortiment weiterentwickelt. Nämlich indem kontinuierlich neue Produkte getestet werden: Gemüsesalate für gesundheitsbewusste Kalorienzähler, Wurstsnacks für den mit der Zeit gehenden Bauarbeiter, Minikuchenstücke für alle, die einen kleinen Zuckerschub brauchen, um bis zum Feierabend durchzuhalten.

Damit hat Penny im Laufe der Zeit sein Snack-Angebot nicht nur für höchst unterschiedliche Zielgruppen ausgeweitet; sondern kann auch Klassiker und One-Snack-Wonder auseinander sortieren und seinen Kunden regelmäßig Abwechslung bieten.

3. Mittagessen-Deals

In Großbritannien und den Niederlanden sind sie Standard, in Deutschland traut sich Rewe Lunch-Deals allenfalls in Tankstellenshops und am Bahnhof. Dabei würde sich das to-go-Sortiment hervorragend eignen, um zur Mittagszeit Mini-Mahlzeiten mit Getränk und Nachtisch zu kombinieren – und dafür an der Kasse einen Rabatt abgezogen zu bekommen.

Oder wie’s bei Jumbo in den Niederlanden heißt: „Goedemiddag“!

4. Kooperationen

Didi – wer? Didi Maier! In Deutschland hält sich die Bekanntheit des Salzburger Junggastronomen in Grenzen, bei unseren österreichischen Nachbarn allerdings betreibt der Mittdreißiger nicht nur erfolgreich eigene Lokale (eins mit dem sensationellen Namen „Didilicious“) und stürmt durch die Puls4-TV-Show „Kochgiganten“, sondern verkauft außerdem Mützen, Tassen und Schürzen mit seinem Konterfrei. Und seit einiger Zeit auch Salatkreationen im Supermarkt.

Dafür hat sich Maier mit „Spar enjoy“ zusammengetan, der Sofortessen-Eigenmarke der österreichischen Handelskette Spar (die es inzwischen auch als Laden gibt). Die Spar-enjoy-Salate „by Didi Maier“ sind hübscher angerichtet als die Standards, haben ein separates Dressing-Reagenzglas an der Seite baumeln, wurden „frisch im Markt“ verschalt und protzen mit besonderen Zutaten: Drachenfrucht, essbaren Blüten, Grünkohl, Kürbis.

Ist irre teuer; sieht aber hervorragend aus – und dürfte als Kombination aus Premium-Conveneince und Promi-Kooperation vermutlich für beide Seiten ein Gewinn sein.

Wer als Lebensmittelhändler nicht gleich aufstrebende Promigastronomen einkaufen will, kann aber auch eine Nummer kleiner kooperieren: Für ausgefallene fleischlose Varianten seiner Direktverzehr-Sandwiches und Wraps kooperiert Albert Heijn in den Niederlanden mit De Vegetarische Slager, einem Veggie-Metzger aus Utrecht. Im Regal gibt’s deshalb z.B. vegetarische Gemüswraps mit „Spicy Tuna“. Auch nicht ganz günstig – aber ziemlich konkurrenzlos.

Einen weiteren Koperationskniff könnte sich Rewe einfach bei den österreichischen Kollegen abschauen: Die Aufwärmmarke „Simply Good“ mit frischen Fertiggerichten gibt’s Format-Übergreifend sowohl bei Billa als auch bei Merkur zu kaufen, die beide zur Rewe Group gehören.

5. Der große Lunch-Auftritt

Apropos Österreich: „Ein Snack zwischendurch ist immer Freshy“, erinnert Billa Kunden daran, dass sie sich am Kühlplateau ein schnelles Sofortessen mitnehmen können – ohne es sich erst an verschiedenen Kühlorten im Markt zusammensuchen müssen. Einfach auf die gelb-weiße Markise mit dem Logo der Convenience-Eigenmarke achten!

Rewe versenkt seine to-go-Produkte bislang sehr viel unauffälliger in der Truhe, über der mancherorts zwar der Hinweis „Schnell und einfach genießen“ als Hinweis steht. Der hängt aber in neu designten Märkten auch als Generalansage über der kompletten Kühllandschaft.

Ein bisschen auffälliger darf’s schon sein – es muss ja nicht gleich eine ganze Lunch-Wand sein, wie bei Whole Foods in den USA.

Mehr über die langsame Ausbreitung des neuen Rewe-Ladendesigns steht in den kommenden Tagen hier im Blog.

Fotos: Supermarktblog, Logo: Rewe

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Der Beitrag Nehmt euch in acht, Imbisse: So wird Rewe to go in 5 Schritten zum Gastro-Schreck erschien zuerst auf Supermarktblog.


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