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City-Supermärkte (7): Hat hier jemand Drogerie gesagt? In Altona wird Budni endgültig zum Nahversorger

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Supermärkte müssen flexibel sein, um kleinere Flächen in der Stadt zu belegen. Das Supermarktblog stellt eine Auswahl interessanter Läden vor.


Als ein großer deutscher Discounter Ende Februar am Münchner Isartor seine bis dahin kleinste Filiale eröffnete (siehe Supermarktblog), hagelte es amschließend Bildergalerien in vielen Online-Medien. Einen Monat später setzte die Drogeriemarktkette Budni in Hamburg Altona sogar noch einen drunter. Der dort eröffnete noch viel kleinere kleinste Laden war aber bloß einigen Lokalmedien eine Notiz wert. Dabei ist die damit verbundene Initiative für den Drogerie- und den Lebensmitteleinzelhandel mindestens genauso relevant.

Besonderheiten auf einen Blick

  • Auf den gerade einmal 175 Quadratmetern in der Bahrenfelder Straße verzichtet Budni nämlich bewusst auf einen Teil seines üblichen Drogerie-Standardsortiments – zu Gunsten von Lebensmitteln.
  • Mit dem Minimarkt-Konzept positioniert sich die familiengeführte Kette endgültig als Nahversorger in der Stadt und damit als direkter Konkurrent von Supermärkten und Bioläden.
  • Die Filiale sieht von außen eher schlicht aus – hat’s aber sprichwörtlich in sich.

Im Detail

Testen konnte Budni sein modernisiertes Ladendesign im vergangenen Jahr bereits in seinen ersten beiden Berliner Märkten (siehe Supermarktblog bzw. Supermarktblog). Und während Partner Edeka in den z.T. von selbstständigen Kaufleuten betriebenen Budnis in Bamberg, Bremerhaven und – seit wenigen Tagen – Offenburg stark aufs klassische Drogeriekonzept setzt, demonstriert Budni in Altona, was man sich noch alles zutraut: mindestens nämlich die Eroberung des Feierabendeinkaufs.

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Auf den ersten Blick ist der neue Laden am Eingang gar nicht mehr als Drogeriemarkt zu erkennen. Die komplette vordere Hälfte des Verkaufsraums ist für Bio-Lebensmittel reserviert.

Empfangen werden Kund:innen mit „Bio-Brot aus unserer Region“ im schlanken Brötchenknast – in durchaus üppiger Auswahl. Direkt daneben lagert senkrecht in die Frischewand gestapeltes frisches Obst, Gemüse und Kräuter. Gegenüber kann man sich erstmal einen heißen Kaffee ziehen.

Wer frisch bebrüht in den Laden einschwenkt, der kommt an einer zusätzlichen Auswahl verpackter Backwaren und Vorratsschrankartikeln vorbei und steuert direkt auf die mittig in der Kühlung gelagerten Milchprodukte zu.

Moment mal, soll’s hier nicht eigentlich Drogerieartikel geben? Ja, völlig richtig. Sein Kernkompetenzsortiment hat der Mini-Budni bloß vollständig in die hintere Ladenhälfte geräumt, in der schließlich die Erwartungshaltung nach Waschmittel, Zahnpasta und Hygieneartikeln bedient wird.

Um dort dennoch ein möglichst breites Sortiment unterzubringen, haben sich die Budni-Ladendesigner scheinbar bei britischen Convenience-Märkten inspirieren lassen – und die Regale rundherum förmlich in den Himmel wachsen lassen. Dafür wurden im Mini-Budni nicht nur ein ganzer Schwung zusätzlicher Regalböden eingezogen; die oberste Etage wird auch ganz selbstverständlich als Zwischenlagermöglichkeit für Produkte genutzt, die schnell nachgefüllt werden können, sobald sie ein paar Stockwerke weiter unten ausverkauft sind.

Für zwei Fotodrucker mit Touchscreen-Bedienung war mittendrin selbstverständlich auch noch Platz.

Der Weg zur Kasse gehört wieder ganz dem Lebensmittelsortiment inklusive Süßwaren, Snacks und Weinauswahl – ähnlich wie bei Rossmann. Budni differenziert aber zusätzlich durch weitere Kühlartikel: frische Pasta, Sandwiches, Salate zum Sofortessen, Suppen und Wraps – die an der Kühlmobiliarstirnseite sehr viel logischer positioniert sind als z.B. in Berlin.

Wer dann immer noch nicht genug hat, kriegt um die Ecke dann auch noch Tiefkühlpizza und Eis – wie gesagt: auf 175 Quadratmetern.

Bloß die in Prenzlauer Berg erprobten Stehkassen wollte der Altonaer Mini-Budni seinen Kund:innen nicht zumuten – also bezahlen die an zwei klassischen Kassen mit Förderband.

Trotz der Schachteltaktik muss der Mini-Budni auf manche Artikel verzichten: Parfüm gibt’s genauso wenig wie Schminke – macht aber nix, die nächste reguläre Budni-Filiale im Untergeschoss des bloß ein paar hundert Meter entfernten Mercado-Zentrums bietet schließlich das gewohnte Komplettangebot, erinnert das „Hamburger Abendblatt“ (Abo).

Warum das so gut funktioniert

Warum dann überhaupt noch einen zweiten Laden aufmachen? Ganz einfach, weil sich die Mini-Variante an ein anderes Klientel richtet: vorrangig Leute, die in der Mittagspause oder nach der Abend noch ein paar Besorgungen für jetzt gleich oder morgen früh machen wollen, dafür aber nicht im großen Super- oder Drogeriemarkt Schlange stehen.

Das funktioniert im Testladen ziemlich gut, obwohl der Mini-Budni radikal mit den üblichen Ladenbau-Gewohnheiten bricht, weil hier schlicht kein Platz dafür ist, mit allenfalls schulterhohen Regalen Übersichtlichkeit zu demonstrieren. Aber wer braucht schon Übersicht, wenn man ohnehin den kompletten Laden in zwei Minuten durchlaufen hat?

Erstaunlich ist, wie aufgeräumt der Markt auch viele Wochen nach der Eröffnung bei meinem Besuch noch wirkte. Das muss harte Arbeit sein.

Aber wenn Budni sich auch anderswo so erfolgreich schrumpft, erschließt sich der Kette damit ein riesiges Potenzial an kleinen Innenstadtflächen, die bislang nicht von Konkurrenten belegt werden – weswegen besagte Wettbewerber ganz genau hinsehen dürften, wie sich der Test entwickelt.

Abgucken, bitte:

  • Das am Ein- bzw. Ausgang zusammengerückte Kühl-Ensemble: praktisch, um das, was kalt bleiben soll, zum Schluss in den Einkaufskorb zu legen, ohne Umwege machen zu müssen.
  • Die Idee, dass eine möglichst große Auswahl auch auf kleinem Platz in der Stadt möglich ist. Mehr Mut zu Regalburgen!

Vielen Dank an @dantonlebt für den Hinweis!


Bisher in dieser Reihe erschienen:

Fotos: Supermarktblog

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