Huch, da steht ein Mann in roter Arbeitsuniform vor der Tür, überreicht tütenweise Lebensmittel und will kein Geld dafür! Haben die Veranstalter des beliebten Feiertagsspektakels “Weihnachten” etwa ins sich ankündigende Frühjahr hineinexpandiert, um dem Feiertagsspektakel “Ostern” Konkurrenz zu machen?
Ach was, es ist bloß der Lieferant von Rewe Online. Und bezahlt haben will der seine Tüten später doch. Dazu gleich mehr.
Im vergangenen Sommer erschien in diesem Blog eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Online-Einkauf von Lebensmitteln (Teil 1, Teil 2, Teil 3), an dem sich jetzt auch in Deutschland die großen Supermarktketten (und zahlreiche Neulinge, von denen die ersten schon wieder pleite sind) versuchen. Seitdem hat sich ein bisschen was getan.
Zum Beispiel bei Rewe Online, das es inzwischen nicht nur mit Suchfunktion gibt, sondern in Berlin auch als Lieferdienst. (Alle Liefergebiete im Überblick.) Deshalb folgt hier jetzt ein kleiner Nachtrag. Aber keine Angst: Diesmal geht’s ruck-zuck.
Die Bestellung
Klappt mit dem neuen System tatsächlich prima. Jedenfalls, wenn Sie an alles gedacht haben, bevor der Auftrag online abgesendet ist. Falls nicht, lassen sich weitere Artikel zwar problemlos hinzufügen. Bei Kreditkartenzahlung verschluckt sich das System aber schnell, weil dann die zuerst gesendete Bestellung storniert werden muss, bevor Sie die zweite (vollständige) noch mal neu aufgeben müssen. Wer Pech hat, kriegt deswegen alle Produkte auf der Einkaufsliste gedoppelt und muss die Mengenangaben wieder von Hand reduzieren. (Oder bekommt eine lebenslange Ration Orangensaft ins Haus.)
Die Bezahlung
Neukunden stellt Rewe Online bei der ersten Bestellung vor die Wahl: Paypal oder Kreditkarte? Da es vorkommt, dass bestelle Artikel doch nicht vorrätig sind oder die Mengenangaben leicht variieren (Bananen werden zum Beispiel in Stück bestellt, aber nach Kilogrammpreis berechnet), wird der Betrag sinnvollerweise erst nach der Lieferung gebucht. Der “Kassenbon” kommt per Mail als pdf-Datei.
Barzahlung gibt es keine, und zwar “aus Sicherheitsgründen für unsere Fahrer”, wie der Kundenservice erklärt. Das ist nachvollziehbar und in Ordnung. Wer öfter bestellt, kriegt als regelmäßiger Kunde automatisch vorgeschlagen, den anfallenden Betrag vom Konto einziehen zu lassen. In jedem Fall gibt’s kein umständliches Kartengebuche an der Haustür und keine fehlgeschlagenen Verbindungen mit mobilen EC-Terminals.
Das macht’s für beide Seiten sehr viel einfacher.
Die Lieferung
Funktioniert genau wie die Abholung, indem sich der Kunde ein Zeitfenster raussucht. Morgens und abends kostet’s (in Berlin) 6 Euro, mittags 5 Euro. Ausgeliefert wird mit unübersehbar roten Rewe-Wagen (siehe Bild oben), die ein separates Kühl- und Gefrierfach eingebaut haben. Das heißt, Tiefkühlwaren kommen deutlich gefrosteter an als wenn sie erst vom Laden nachhause geschleppt werden müssen. Das meiste steckt in Plastiktüten, die auf Wunsch beim nächsten Mal zurückgegeben werden können. Treuepünktchen gibt’s ungefragt dazu, falls Sie demnächst gegen Zuzahlung Rollkoffer, Messersets oder einen Topfpark erwerben wollen.
Die Uniform der Lieferanten
Sieht tatsächlich ziemlich nach Weihnachten aus.
Das Kleingedruckte
Am Morgen des Liefertages kommt ein Lieferavis ins Email-Postfach, in dem angegeben ist, welche Artikel tatsächlich ausgeliefert werden – und welche nicht. Automatisch hinzugefügte Ersatzartikel müssen vom Kunden an der Haustür auf eigene Initiative zurückgegeben werden, sonst gelten sie als gekauft. Wenn Getränke mitbestellt wurden, berechnet Rewe zusätzlich zur Bestellgebühr einen “Sperrgutaufschlag” von 75 Cent pro Kiste und erklärt dazu:
“Wir liefern nur handelsübliche Mengen aus. Im Falle von Getränkekisten behalten wir uns vor, bei Bestellmengen von mehr als sieben Kisten, diese zu reduzieren.”
Der Gesamteindruck
Im Vergleich zu Tengelmanns “Bringmeistern” macht Rewe Online einen deutlich durchdachteren Eindruck. Die Preise für die Produkte sind – anders als beim Wettbewerber – tatsächlich dieselben wie im Markt: Von 17 Positionen meiner Bestellung waren 16 am Tag der Lieferung genauso teuer wie im Laden, eine Position war sogar geringfügig günstiger. (Rewe weist in den Lieferbedingungen aber darauf hin, dass die Lieferpreise von denen im Markt abweichen können.)
Das Fazit
Wer, wie derzeit in Berlin und Düsseldorf, die Möglichkeit hat, sich zwischen den Lieferdiensten der bekannten Supermarktketten zu entscheiden, der kommt an Rewe Online kaum vorbei. Bei der eigentlichen Lieferung ist der Unterschied zu den “Bringmeistern” marginal; aber was den Komfort bei der Bestellung, die Preise im Vergleich zum Einkauf im Markt und den Bezahlvorgang angeht, hat Rewe deutlich nachgearbeitet und liegt weit vor Tengelmann. Allerdings ist der Mindestbestellwert (40 Euro ohne Pfand) deutlich höher als bei den “Bringmeistern” (15 Euro).
Und wo bestellen Sie Ihre Lebensmittel Im Netz? Erfahrungsberichte bitte in die Kommentaren notieren, gerne auch zu kleineren Anbietern.
Foto: Supermarktblog; Screenshot: Rewe Online