Nach dem Verkauf der SB-Warenhauskette von Metro an die SCP Group (siehe Supermarktblog) wechseln 141 Real-Märkte den Besitzer: Kaufland soll 88 Filialen übernehmen, Edeka 53 – sofern das Kartellamt nichzt noch auf andere Ideen kommt. Laut Investor sollen die ersten Märkte „ab dem vierten Quartal dieses Jahres“ an die Wettbewerber übergehen. Diese stärken damit ihre – ohnehin schon starke – Position im Markt weiter. (Sehr zum Unmut mittelständischer Wettbewerber.) Insgesamt soll es 18 Monate dauern, bis alle der genannten Läden inklusive Mitarbeiter:innen transferiert wurden.
Was mit Rest-Real passiert, ist nach wie vor unklar; es würden „alle Optionen geprüft“. Das heißt soviel wie: Weiterverkauf, Neupositionierung – oder die Schließung, die rund 30 Märkte treffen könnte.
Sicher ist: Mit einem von ursprünglich 270 auf unter 100 Märkte geschrumpften Filialnetz verliert Real deutlich an Marktmacht. Das dürfte sich auch auf die Verhandlungsposition der RTG Retail Group auswirken, in der sich Real vornehmlich mit regionalen Handelsketten zusammengeschlossen hat (Bartels-Langness, Bünting, Netto [mit Hund], Klaas & Kock, Georg Jos, Tegut), um gemeinsam bei der Industrie Waren einzukaufen und mit den Großen mithalten zu können.
Aber auch den Real-Kund:innen dürften bald Änderungen auffallen, nämlich in Regalen und Kühltruhen. Dort bekommen die Produkte der Real-Preiseinstiegsmarke TiP derzeit nämlich Gesellschaft.
Gesellschaft im Kühlregal
Statt weiß verpackter TiP-Artikel gibt es dort inzwischen öfter rot verpackte Produkte der Discountpreismarke Jeden Tag. Die werden von der Markant-Tochter mit dem fantasiereichen Namen ZHG (Zentrale Handelsgesellschaft) hergestellt und steht den Markant-Handelspartnern zur Verfügung.
Auf Supermarktblog-Anfrage bestätigt Real:
„In den kommenden Wochen und Monaten werden wir punktuell die real Preiseinstiegsmarke auf die über die Markant Einkaufskooperation gesourcte Marke ‚Jeden Tag‘ umstellen.“
Diese sei „bereits bei den anderen Mitgliedern der Retail Trade Group (RTG) im Sortiment“, heißt es weiter.
„Durch die teilweise Umstellung von TiP synchronisieren nun alle Partnerunternehmen der RTG ihre Eigenmarkenportfolios und profitieren damit von besseren Konditionen und größeren Synergien bei Einkauf und Logistik.“
TiP soll nicht ganz verschwinden
Wenn aufgrund der gesunkenen Filialzahl bei Real künftig deutlich geringere Mengen benötigt werden, dürfte sich eine separate TiP-Verpackung in vielen Fällen schlicht nicht mehr rentieren. Womöglich müssen sich Kund:innen aber gar nicht so sehr umgewöhnen: ZHG scheint ohnehin zahlreiche Eigenmarken für Real zu produzieren, wie sich auf der (großartigen) Website zumindest für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel einsehen lässt.
Gleichwohl betont man bei Real:
„TiP wird jedoch weiterhin Bestandteil unseres Lebensmittel- und Nonfoodsortiments bleiben.“
Das dürfte vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass Real als SB-Warenhaus ein deutlich größeres Sortiment anbietet als es Jeden Tag bieten kann.
Ob man wirklich dauerhaft an TiP festhält, wird sich vermutlich erst zeigen, wenn feststeht, mit welcher Strategie die übrigen Real-Märkte weiterbetrieben werden sollen.
Jeden Tag gewinnt an Präsenz
Die Markant-Marke hat derweil innerhalb weniger Jahre im deutschen Lebensmitteleinzelhandel stark an Präsenz gewonnen und bietet sich im Vollsortiment womöglich bald als einzige verbliebene Alternative zu Edekas Gut & Günstig und ja! von Rewe an (das gerade einen komplett neuen Markenauftritt verpasst bekommt, siehe Supermarktblog).
- Vor der Übernahme durch Edeka und Rewe hatte auch Kaiser’s Tengelmann seine Preiseinstiegsmarke A&P („Attraktiv & Preiswert“) mit Artikeln aus dem Jeden-Tag-Markensortiment ergänzt – und sie kurz vor Schluss komplett ersetzt.
- Im Sommer 2018 hat sich RTG-Mitglied Tegut von seiner Preiseinstiegsmarke Kleinster Preis verabschiedet und sie durch Jeden Tag ausgetauscht.
- Im September des vergangenen Jahres fiel Jeden Tag auch die Globus-Preiseinstiegsmarke korrekt zum Opfer. (Für Nonfood-Artikel soll sie weiter erhalten bleiben.)
Wie Real unter den neuen Eigentümern mit seinen übrigen Eigenmarken verfährt, sagt man derzeit nicht.
Real Bio ließe sich rein theoretisch durch eine Kooperation mit einem starken Bio-Handelsmarkenanbieter ersetzen; bei Real Quality dürfte das deutlich schwerer sein – und auch wenig zweckdienlich, weil Real mit dem Wegfall bekannter Eigenmarken auch einen Teil seines Alleinstellungsmerkmals einbüßen würde und weiter Kund:innen verlieren könnte.
Danke an Ulrich H. für Hinweis und Foto!
Gleich weiterlesen:
Real – die Supermarktkette, die der deutsche Handel dringend gebraucht hätte
Fotos: Supermarktblog

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Der Beitrag „Punktuelle Umstellung“: Reals Preiseinstieg TiP muss Platz machen für Jeden Tag erschien zuerst auf Supermarktblog.