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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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Anderswo im Angebot: Rewe geht an die Tanke, Edeka trägt Wurst aus

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Rewe will seine zapfsäulenlosen Innenstadt-Tankstellen (Bild) künftig auch an Tankstellen eröffnen (nicht im Bild)

Vor wenigen Tagen meldete dpa, die deutsche Tankstellen-Nummer-1 wolle ab sofort mit der deutschen Supermarkt-Nummer-2 zusammenarbeiten: In zwei seiner Tankstellen in Düsseldorf und Köln baut Aral im April “Rewe to Go”-Filialen ein. Neuss, Bonn und Bochum folgen. Ein Jahr solle getestet werden, ob die Konzepte zueinander passen.

Dabei wäre das eigentlich überflüssig. Schließlich sehen die bisherigen To-Go-Läden jetzt schon aus wie

zapfsäulenlose Innenstadt-Tankstellen für Liebhaber aufgewärmter Hausmannskost und Leute, die gerne soßendurchtränkte Klapppappbrote zu Mittag verspeisen.
(Supermarktblog im November 2012)

Drei Jahre nach dem Start steckt Rewes angebliches Convenience-Format schon in der Midlife Crisis und weiß selbst nicht, was es sein will: ein Minisupermarkt mit heißer Theke (wie im Kölner Hauptbahnhof), bei dem nicht klar ist, warum nicht “Rewe City” dran steht; oder ein Mittagspausenversorger ohne echtes Alleinstellungsmerkmal (wie in der Fußgängerzone ein paar hundert Meter stadteinwärts).

Zur Gründung hieß es, “Rewe to Go” solle Schnellrestaurants wie McDonald’s oder Kaffeeketten wie Starbucks Konkurrenz machen. Davon sind die Kölner derzeit meilenweit entfernt. Und jetzt stellt sich womöglich raus, dass Rewe was erfunden hat, dass es schon längst gab: einen Tankstellenshop.

* * *

Die australische Supermarktkette Coles ist schon einen Schritt weiter und stellt an Tankstellen Stationen auf, wo sich die vorher online bestellten Lebensmittel-Einkäufe abholen lassen.

In Großbritannien ziehen die Supermärkte gerade nach: Die Walmart-Tochter Asda nimmt “Collection Points” in Betrieb, in denen die bestellte Ware – falls nötig auch gekühlt – so lange lagert, bis der Kunde Zeit hat, vorbeizukommen. Supermarkt-Experte Steve Dresser hat in seinem Blog “Grocery Insight” Bilder veröffentlicht. Der von ihm an einem Asda-Markt in Putney gesichtete Draußenkühlschrank ist riesig, hat aber nur 36 Fächer – offensichtlich rechnet Asda vor allem mit Großbestellungen. Auf den Fotos sind auch die Lüftungsschlitze für die Kühlung gut zu erkennen. Kooperationspartner der Lebensmittel-Packstation ist das britische Unternehmen Bybox.

In Deutschland kümmert sich EmmasBox darum, Supermarkt-Partner für ganz ähnliche Draußenkühlschränke zu kriegen (siehe Supermarktblog). Eine erste Box wird demnächst aber erstmal in der Nähe von Linz aufgestellt und von einem österreichischen Supermarkt mit geschlossenem Kundenkreis getestet, heißt es bei den Münchner Entwicklern.

* * *

Es muss eine wunderbare Welt der Selbstzufriedenheit sein, in der Edeka-Südbayern-Chef Hans Georg Maier über “die “Zukunft” sinniert, so wie er’s gerade im Interview mit der “Lebensmittel Praxis” (Ausgabe 6/2014) getan hat. “Die Zukunft” passiert in südbayerischen Supermärkten nämlich praktischerweise erst dann, wenn Maier es will und sagt. Und gerade sagt er erst einmal:

“Manchmal ist weniger mehr.”

Weil die Umsätze steigen und die Rendite stimmt, belastet sich Edeka im Süden Deutschlands nicht mit übertriebenen Überlegungen, wie die Kunden übermorgen einkaufen könnten – und modernisiert in Trippelschrittchen. Während die Edeka-Zentrale das Marken-Chaos in den Läden einzudämmen versucht, bringt Maier im Herbst eine neue regionale Eigenmarke in die Regale. In neugebauten Märkten werden die Decken “höher als früher”, die Regale niedriger und die Fleischtheken weiß-blauer. Kurz: “Es gibt einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess.”

Vom Online-Handel mit Lebensmitteln ist Maier nicht so begeistert:

“Angekündigt haben das schon viele, aber Erfolg hat damit noch niemand.”

Ganz will er dann aber doch nicht darauf verzichten und kündigt an:

“Wir werden unsere innovativen Wurstspezialitäten, die wir mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt haben, noch im Laufe dieses Jahres auch online vermarkten. (…) Die Preise sollen denen im stationären Handel entsprechen, allerdings wird es eine Mindestbestellmenge und eine Zustellgebühr geben. (…) Eine Ausweitung auf andere Produkte ist derzeit nicht in Planung.”

So ist das bei Deutschlands größter Supermarktkette im Jahr 2014. Während die Konkurrenz unter größten Anstrengungen probiert, den Online-Handel mit Lebensmitteln in Gang zu bringen, will Edeka künftig deutschlandweit die eigenen “Wurstinnovationen” vom Paketboten austragen lassen.

In der Welt von Hans Georg Maier wird das sicher ein großer Erfolg.

* * *

Und falls Sie am Montag den “Markencheck extra” über Netto (ohne Hund) im WDR nicht weitersehen konnten, weil Ihnen wegen der Brillenkamera-Wackelbilder am Anfang schwindelig geworden ist, sei hiermit die originellste Erkenntnis nachgereicht. Die Redaktion hat bei ihren Recherchen herausgefunden, wo sich Netto (ohne Hund) für die Namen seiner Fantasie-Eigenmarken inspirieren lässt: Auf der Nachhausefahrt aus dem Industriegebiet der bayerischen Zentrale in Maxhütte-Haidhof.

Das auf Fleisch-Packungen abgebildete “Gut Ponholz” zeigt jedenfalls die frühere Post im Nachbarort (im Video ab Min. 26’38).

* * *

“Anderswo im Angebot” ist die Supermarktblog-Medienschau. Ältere Ausgaben stehen hier.

Foto: Supermarktblog

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