“Sie haben eine Frage? Dann sind unsere netten Mitarbeiter (…) sofort für Sie da!”, steht in dem Faltblatt über dem Foto einer lächelnden Mitarbeiterin im roten Rewe-Polohemd, auf dem gut sichtbar zu lesen ist:
“Express Kasse”
Und bevor demnächst die ersten Kunden frustriert ihre Einkäufe an verwunderten Rewe-Angestellten auf und ab schubbern, um auf den Scanner-Biep zu warten, will ich das Missverständnis an dieser Stelle aufklären: Die Mitarbeiter sind nicht die Kassen! Sondern bloß dafür abgestellt, Ihnen beim Selbstabkassieren zu helfen.
Mit der üblichen Verspätung (im Vergleich zum Ausland) kommt nun endlich auch bei uns Bewegung in den starren Abkassierprozess: Rewe freundet sich langsam mit dem Gedanken an, dass deutsche Kunden Gefallen daran finden könnten, sich mit ihren Mini-Einkäufe nicht in die Schlange mit Cent-Zählern und Artikelumtauschern zu stellen, sondern ratzfatz einfach die Kohle in einen sprechenden Automaten zu donnern, um etwas mehr ihrer Lebenszeit außerhalb von Supermärkten zu verbringen.
Seit einiger Zeit testet Rewe in der City-Filiale am Kölner Hohenzollernring, wie dort Selbstbedienkassen ankommen. Gleich ein ganzer Schwung der Touchscreen-Automaten ist eingebaut worden, vier an den vorderen Ausgang, und noch mal vier an den hinteren.
Auf Anfrage heißt es dazu bei Rewe:
“Bei Stoßzeiten können die für den schnellen und ‘kleinen’ Einkauf konzipierten Kassen für Entlastung und kürzere Wartezeiten sorgen.”
Es gebe aber keine Pläne, die SB-Kassen in allen Märkten einzusetzen:
“Bis Ende des Jahres werden wir an 14 Standorten SB-Kassen als Zusatzservice anbieten.”
Allerdings scheinen die sprechenden Automaten bei wichtigen Neueröffnungen inzwischen zur Standardausstattung zu gehören: Im Egelsbacher Rewe Center, wo Rewe sein neues Konzept für großflächige SB-Verbrauchermärkte testet, gab’s für Kunden von vornherein die Möglichkeit, sich selbst abzukassieren. Und selbstständige Rewe-Kaufleute haben (ähnlich wie die Kollegen von Edeka) die SB-Kassen schon vor längerem als Service entdeckt. Gar nicht weit vom City-Markt am Hohenzollernring, im neu eröffneten Rewe Richrath in den Kölner Opern-Passagen, stehen ebenfalls vier “Express Kassen” (Foto ganz oben), die Kleingeld und Scheine schlucken, aber auch EC-Karten akzeptieren.
Im europäischen Mutterland des Self-Checkouts probiert Tesco seit wenigen Wochen die nächste Stufe des Selbstabkassierens: Die neuen “slimline tills” geben sich gar nicht mehr mit Barem ab, brauchen u.a. deswegen aber auch weniger Platz als die alten, und weil dann mehr Touchscreens in den Laden passen, rechnet Tesco nochmal mit deutlich verringerten Wartezeiten. Getestet wird vorerst in drei Läden, unter anderem im Bankenviertel Canary Wharf.
Great visit to Tesco Canary Wharf. Dave and Mark reviewing the new slimline tills that customers are loving! pic.twitter.com/LmRDXbT1Vk
— Andrew Yaxley (@andrewdmy) 10. September 2014
Kann aber auch sein, dass wir bald nicht mehr Schlange stehen, sondern im Kreisverkehr bezahlen, so wie in der Tesco-Filiale in Lincoln. Dort gibt es seit Sommer Kassentische, die eine Art Hochgeschwindigkeitskassieren versprechen. Kunden legen ihre Produkte auf ein Förderband, das unter einem Scanner durchfährt. Der Tunnelscanner (siehe Supermarktblog) erkennt die Sachen automatisch und befördert sie – das ist neu – über eine Drehscheibe an eine von drei Bezahlstationen weiter, wo in Ruhe kassiert werden kann (“Intuitive Checkout”).
Laut Kassenhersteller NCR sollen dadurch die Wartezeiten noch weiter reduziert werden. Weniger Mitarbeiter würden nicht benötigt, es gebe aber mehr Zeit, um sich um die Kunden zu kümmern. Und es soll sich niemand mehr beim Einpacken gedrängelt fühlen, weil schon wieder der Nächste ans abrupte Kassenband-Ende nachdrängelt.
Die Kreisverkehrkasse macht das Einkaufen also gleichzeitig schneller und langsamer. Vom Schwierigkeitsgrad ist das sicher nichts, dass deutsche Supermärkte ihren Kunden zutrauen zumuten würden. Rewe zum Beispiel erklärt erstmal sorgfältig für Doofe, wie die normalen SB-Kassen funktionieren:
Bis nächste Woche haben Sie das bitte auswendig gelernt. Wie? Können Sie schon. Dann wandern Sie halt nach Großbritannien aus!
Mit Dank an Supermarktblog-Leserin Anna-Maria S.
Fotos: NCR (2), Supermarktblog