Nach 30 Jahren kommt bei jeder Eigenmarke mal die Zeit, sich zu fragen, was sie bis zum Ablauf ihres Mindesthaltbarkeitsdatums noch alles erreichen möchte und welche bislang ungesehenen Ecken des Supermarkts es für sie noch zu ergründen gibt. Zum Beispiel die fernen oberen Regalreihen, die viele Discountmarken nur vom Hörensagen weit gereister Mittel- und Luxusmarken und aus Kundenschwätzchen kennen, aber nie selbst gesehen haben.
Rewes Billigmarke ja! lässt’s etwas langsamer angehen und hat sich erstmal für eine optische Veränderung entschieden.
Derzeit streifen die ja!-Produkte die farbigen Banderolen ab, die das schlichte weiße Design mit dem dunkelblauen Markenlogo bislang zierten. Die jeweilige Produktbezeichnung steht jetzt wieder frei, wie auf einer Art Tapetenrolle, an die diverse Servierhinweisbilder angedockt sind. (Achten Sie oben beim “Balkankäse” mal auf die Tomate, die sich zwischen die Tapete und deren angedeutetem Schatten schiebt; ein kleines Meisterwerk der Irritation.)
Zum Vergleich hier nochmal das alte Design:
Rewe erklärt auf Supermarktblog-Anfrage:
“Das prägnant-schlichte Verpackungsdesign gehört zur Marke, doch behutsame gestalterische Anpassungen gehören genauso zur Markenpflege.”
Mit dem neuen Design wolle man ja! “künftig noch deutlicher als Alternative zum Discount positionieren”, also: zum Discount außerhalb der Rewe-Supermärkte, wo die Eigenmarken der Billigkonkurrenten ja schon länger aufgehübscht im Regal stehen. Lidl verabschiedet sich nach und nach von langweiligen Standarddesigns. Bei Penny ist die Änderung der Eigenmarkendesigns ein laufender Prozess und sorgt permanent für neuen Überraschungen. (Und Suchvorgänge beim Einkaufen.) Dagegen hält sich die ja!-Anpassung allerdings in Grenzen.
“Die neue Gestaltung der Verpackungen bleibt weiterhin schlicht, um die hohe Wiedererkennbarkeit der Artikel und die Preiswahrnehmung beizubehalten. Mit einem zeitgemäßen, modernen Design will Rewe jedoch die Eigenständigkeit von ja! aufwerten”,
sagt Unternehmenssprecher Thomas Bonrath. “Neue, ansprechende Illustrationen” sollten außerdem “für eine höhere Qualitätswahrnehmung” sorgen. (Die Tomate.) Dabei wirken die Produkte nach wie vor vor allem – billig.
Geht ja auch gar nicht anders. Sonst würde Rewe damit seine Mittelmarke “Rewe Beste Wahl” sabotieren, die sich teilweise vor allem durch schickeres Design von der Discountmarkenschwester abhebt. Alles so zu lassen, wie’s ist, kommt aber auch nicht in Frage – weil die echten Discounter, allen voran Lidl, mit ihren billigen Eigenmarken kontinuierlich schIcker werden, um sich supermarktiger zu positionieren.
Noch etwas anderes fällt bei den neuen Verpackungen auf, von denen die ersten seit Anfang März im Markt zu sehen sind. 33 Jahre nach ihrer Erfindung bekennt sich Rewe endlich offensiv zu ja!, ganz unten auf den Packungen steht der Hinweis:
“Eine Marke von Rewe.”
Damit solle die “Loyalität und das Vertrauen zur Marke” gestärkt werden. In den kommenden Wochen kriegen alle ja!-Produkte das neue Design. Rewe betont, es solle dabei keine Preisänderungen geben:
“Die Preisorientierung am Discount wird selbstverständlich beibehalten.”
Danke an Supermarktblog-Leser @Kurt_C_Hose für den Hinweis!
Fotos: Supermarktblog