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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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Insekten-Snacks aus dem Supermarkt: Da ist der Wurm drin

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Gute Nachrichten: Wir sind in Zukunft alle viel moderner und aufgeschlossener als wir uns das heute vorstellen können. Hat zumindest der Lebensmittelkonzern Nestlé herausgefunden, als er nach einem Blick in die Glaskugel die Studie “Wie is(s)t Deutschland 2030?” anfertigen ließ. Sie werden’s nicht glauben, was die Zukunft alles bringt: Großküchen zum Nachbarschaftskochen! Persönliche Restaurant-Menüs mit App-Gesundheitscheck! Supermarkteinkauf in der “Food-Community”! Und natürlich: essbare Insekten.

Nestlé meint:

“Zwar gibt es heute in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung noch kulturelle Vorbehalte gegen den Verzehr bestimmter Lebensmittel, die in manchen Regionen Afrikas und Asiens wegen des hohen Gehalts an Protein gern gegessen werden. Doch 2030 wird dies auch hierzulande möglich sein, solange die Produkte eine Darreichungsform haben, die an bekannte Speisen und nicht an Insekten erinnert.”

(Also wahrscheinlich: Heuschrecken-KitKat mit extra Knsuper.)

Und jetzt halten Sie sich fest: In anderen europäischen Ländern ist das Jahr 2030 schon jetzt ausgebrochen! Die verrückten Niederländer leben sogar schon seit vergangenem Jahr drin!

Seit Ende Oktober verkauft die niederländische Supermarktkette Jumbo testweise Insekten in ihren Läden. Damit wolle man Kunden eine gesunde und nachhaltige Alternative zu Fleisch und Fisch geben. Beim Konkurrenten Albert Heijn lassen sich die Produkte sogar online bestellen: Mehlwürmer zum Zwischendurchknuspern (mit Parikagewürz oder Salz), Käfer-Burger, getrocknete Grillen.

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Auch die Briten kommen auf den Geschmack. Die Biokette Planet Organic hat seit diesem Februar Insektenvariationen im Plastikbeutel im Sortiment (allerdings zum Teil zu happigen Preisen) und liefert die passenden Rezepte und Zubereitungsformen gleich mit:

“We are proud (…) to be the first store to sell edible and cookable insects in the UK.”

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In der Tat empfahl die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen schon vor zwei Jahren in einem Bericht Insekten als Verzehralternative. Produzenten werben damit, dass die eine deutlich bessere Ressourcenbilanz aufweisen können als das für den klassischen Burger benötigte Rind. Da könnten sich doch auch die deutschen Konsumenten einen Ruck geben, zwei, ähm: Fliegen mit einer Klappe schlagen und dem RTL-Dschungelcamp durch eine neue kulinarische Aufgeschlossenheit den Todesstoß versetzen.

Wie wär’s? Es müssten ja bloß noch die Supermarktketten mitspielen.

“Jährlich kommen Tausende neue Produkte auf den Markt, deren Aufnahme in unser Sortiment wir prüfen”, schreibt zum Beispiel Kaufland auf Supermarktblog-Anfrage. Und dann unmissverständlich:

“Dabei ist die Aufnahme von getrockneten Insekten derzeit keine Option für uns.”

Bei Tegut lässt die Warenbeschaffung ausrichten:

“Für getrocknete Insekten sehen wir aktuell noch keine Marktreife.”

Real meint:

“Ein Verkauf von Insekten ist derzeit nicht geplant.”

Und Rewe erklärt:

“Das ist aktuell kein Thema, mit dem wir uns beschäftigen.”

Edeka hat auf meine Anfrage (als einziges) gar nicht erst geantwortet.

Wahrscheinlich müssen deutsche Supermärkte erst noch verdauen, dass ihre Kunden neuerdings Würste aus Tofu im Sortiment erwarten. Ihren Wurmsnack müssten Sie sich also vorübergehend im Auslandsurlaub zulegen. Wir sprechen uns dann wieder in 15 Jahren.

Fotos/Screenshot: Conbuggie, Albert Heijn, Supermarktblog


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