Stelios Haji-Ioannou ist Milliardär geworden, indem er Unternehmensgruppe gegründet hat, die vorgibt, ihren Kunden das Leben ganz “Easy” zu machen. Eigentlich lockt sie ihre Kunden aber bloß mit günstigen Preisen, um ihnen dann mit Zusatzleistungen, die bei anderen Anbietern selbstverständlich und inklusive sind, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Natürlich kann man mit EasyJet günstig um die Welt fliegen. Wenn man vorher den mit Kostenüberraschungen gespickten Online-Buchungsparcours fehlerfrei hinter sich gebracht hat. Und natürlich kann man im EasyHotel mitten in London günstig wohnen. Wenn man darauf verzichten kann, auf einen Raum mit Fenster zu bestehen.
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Jetzt hat Haji-Ioannou angekündigt, eine Lebensmittel-Discountkette unter dem Namen EasyFoodstore gründen zu wollen.
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Der erste Laden soll in einem Hochhaus in Croydon, südlich von London, eröffnen. In die Stockwerke drüber kommen Büros von EasyOffice, Räume von EasyHotel, ein EasyGym-Fitnessstudio – und wahrscheinlich kriegt Haji-Ioannou es auch noch irgendwie hin, mit EasyJet künftig auf dem Dach zu landen, um sich ein für alle Mal die Gebühren auf den bisher angesteuerten Billigflughäfen zu sparen.
Spaß beiseite: Auf easyfoodstore.com schreibt der Billigunternehmer, sein Interesse an der Lebensmittelbranche sei unter anderem von Medienberichten über die Tafeln (“food banks”) geweckt worden, über die inzwischen viele Briten mit geringem Einkommen ihr Essen bezögen. Der EasyFoodstore soll also offensichtlich wohltätig der Armenspeisung dienen. Mit günstigen No-Name-Produkten. In der Dose. “Basic foodstuff”, schreibt der Gründer.
Es ist ja richtig, dass die Briten in der Wirtschaftskrise öfter im Disocunter einkaufen: Aldi und Lidl haben zuletzt deutlich Marktanteile dazu gewonnen, wohingegen die großen Ketten Tesco, Asda und Morrison Prozentpunkte abgeben mussten. Aber das dürfte auch daran liegen, dass sich die beiden deutschen Ketten in Großbritannien ein Stück weit von ihrem Prinzip verabschiedet haben, bloß billig zu sein. Aldi UK kommuniziert mit seinen Kunden auf Facebook und hat auf deren Wunsch Einkaufskörbe eingeführt, dazu werden immer mehr britische Artikel ins Sortiment genommen. Lidl UK testet unter anderem süßwarenfreie Kassen.
Dass das langsam Wirkung zeigt, stimmt. Es hat aber auch Jahre gedauert. (Aldi ist seit 1989 in Großbritannien aktiv; der Marktanteil liegt laut Kantar Worldpanel aktuell bei gerade mal 3,6 Prozent.)
Ganz so einfach wird es EasyFoodstore wohl nicht haben, da anzuschließen. Zumal das Prinzip, nach dem das Unternehmen sonst funktioniert, beim Einkaufen schwierig anzuwenden sein könnte. Sollen die Kunden für die Nutzung von Einkaufswagen im Markt dann extra zahlen? Oder verteuert sich der Einkauf bei Nutzung der Schnellkasse um 10 Prozent?
Kein Mensch braucht noch einen Discounter, der den Wettbewerb um die billigsten Lebensmittelpreise weiter anheizt. Nicht in Großbritannien, und nicht anderswo. Haji-Ioannou kann seine Konserven behalten. Wenn er schlau ist, macht er einfach Flugzeuge draus.
Screenshot: easyfoodstore.com