Als die Rewe Group in den vergangenen Jahren ihr Supermarktgeschäft aufbrezelte, war das SB-Warenhaus Toom [Erklärlink] gerade draußen spielen und ist dort völlig vergessen worden. Jetzt glänzen die Rewe-Supermärkte im neuen Design, sogar Penny ist nach dem Umstyling nicht mehr das dreckige kleine Schmuddelkind, sondern halbwegs vorzeigbar. Bloß die gut 50 Tooms, die noch übrig sind, wissen nicht so recht, wie sie ins Familienkonzept passen sollen.
Die Antwort ist: wahrscheinlich gar nicht.
Im vergangenen Jahr hat Rewe bereits damit begonnen, einzelne Toom-Märkte als “Rewe Center” neu zu eröffnen (hier und hier zum Beispiel). Die verbleibenden Läden werden gerade von der Zentrale an die regionalen Rewe-Gesellschaften abgegeben. Womöglich verschwindet Toom (als Name) bald ganz aus dem Lebensmittelmarkt.
Dabei ist Rewe ja selbst Schuld an der Misere. Seit Jahren nutzt der Konzern seine Großflächen-Supermärkte vor allem als Rumpelkammer, in die ständig neues Zeug reingestellt wird. Kein Wunder, dass da nichts mehr zueinander passt. Es müsste dringend mal ausgemistet werden.
Das Supermarktblog hilft gerne. Mit 6 Hinweisen auf die drängendsten Toom-Proobleme, die sofort gelööst werden müssen.
Die Ooptik
Im an Inneneinrichtungsscheußlichkeiten nicht gerade armen deutschen Lebensmittelhandel rangiert Toom mindestens unter den Top 5. Das liegt ausgerechnet an der völlig misslungenen Minimodernisierung, die Rewe den Einkaufshallen verpasst hat: Zur besseren Orientierung wurden neue Sortimenthinweise angebohrt, die wegen ihrer schauderhaften Pastelltöne nicht nur blass und vergilbt aussehen. (Das Fleisch auf dem “Fleisch”-Schild ist in einigen Filialen Magen-Darm-Alarm-Grün-Gelb.)
Sie beißen sich auch noch aufs Fieseste mit der fett-kursiven Neunziger-Jahre-Schrift, die – vermutlich aus Kostengründen – noch überall zu sehen ist, gerne auch in knalligen Neon-Farben. Um das Chaos komplett zu machen, hängt dazwischen ein Aktionsschilderwald im Rewe-Design. Selbst in den wöchentlichen Handzetteln ist Rewe zu faul, dem Durcheinander ein Ende zu machen.
Das Soortiment
“Herzlich willkommen im Toom-Markt”, steht über den Schiebetüren am Eingang – und wenn der Kunde da einmal durch ist, hat er augenblicklich vergessen, wie der Laden heißt, in dem er gerade steht. Weil die Toom-Lebensmittelhallen (im Gegensatz zu den gleichnamigen Baumärkten) keine Eigenmarken verkaufen, die auch den eigenen Namen tragen, sondern Rewe-Produkte. Wär’s dann nicht sinnvoll, den Laden auch so zu nennen?
Oder, anders gefragt: Warum sollten Kunden einem Laden vertrauen, den offensichtlich nicht mal mehr die eigene Muttergesellschaft gut findet?
(Natürlich: Weil sich immer noch ein kurzfristiger Umsatzeffekt als Billigschleuder erzielen lässt.)
Die Oorientierung
Es stimmt nicht, dass sich die Landeneinrichter keine Mühe gegeben hätten: Über den Kühltheken hängen birnenförmige Lampen tief ins Gefrieressen hinein, um zumindest ein bisschen vom Schlachthausambiente abzulenken, das die waagerecht an der Decke entlangwachsenden Neonlichtstalagtiten verursachen. Das alleine reicht dummerweise noch nicht, um eine naturgemäß schreckliche Supermarkthalle angemessen unschrecklich zu machen.
Konkurrent Kaufland versucht es deshalb mit einer klaren Wegführung und einem Retro-Preisschilddesign (zur Ablenkung); Real stellt den Laden so voll, bis es nicht mehr auffällt; Edeka-Händler bauen geschwungene Theken und modernen Materialien in ihre Center ein – nur Toom hat keinen Plan. Es sei denn, man vergibt Originalitätspunkte für die plötzlich im Mittelgang auftauchenden Palettenüberraschungen, vor denen Einkaufswägen regelmäßig zur Vollbremsung gebracht werden müssen.
Die Angeboote
Vielleicht gibt es immer noch Kunden, die sich während des Grundnahrungsmitteleinkaufs dafür entscheiden, den Einkaufszettel mit der Milch und der Butter spontan um einen neuen Flachbildfernseher zu ergänzen. Aber das ist vermutlich eher nicht das Zukunftsgeschäft der Supermärkte. Und erledigt sich demnächst von selbst: Rewe verkauft gerade sämtliche Pro-Märkte. Danach wird’s mit der Elektronika-Belieferung für Toom sowieso knapp.
Die Soorgfalt
Löcher in der Decke, aus denen es in den Laden regnet, werden nicht – in Großbuchstaben: NICHT – dadurch unsichtbar, dass man Eimer drunterstellt. Schlimmer noch: Kunden überlegen sich nach einer solchen Mängelbesichtigung gerne, wie Händler, die ihre Läden so verkommen lassen, wohl mit den Lebensmitteln umgehen, die sie ihnen verkaufen wollen.
Der Humoor
Problem ist das natürlich keines, wenn Supermärkte völlig branchenuntypisch auch mal witzig sind, wie dieses Bild einer erst stillgelegten und dann pragmatisch zur Kühlschrankpräsentation umfunktionierten “Heißen Theke” in einem Toom-Markt beweist. Das kann durchaus Kundensympathien bringen.
Oder, wenn Rewe so weiterwurschtelt wie bisher, als Galgenhumor missverstanden werden. Besonders prächtig sind die Aussichten fürs Soorgenkind der Rewe Group derzeit jedenfalls nicht.
Fotos: Supermarktblog