An diesem Donnerstag legt Alnatura zum letzten Mal seinen gedruckten Wochenprospekt „Alnatura Aktuell“ in den Filialen aus. Sonderangebote wird es auch künftig geben, die Hinweise darauf erscheinen (außer am Regal) aber nur noch online, wie die Biosupermarktkette informiert:
„Das Papier geht – die Angebote bleiben.“
Anstatt per Handzettel im Laden will Alnatura die Kunden künftig per Newsletter erreichen, der im Wochentakt darüber informiert, welche Produkte gerade günstiger eingekauft werden können (und anlassbezogene Rezepttipps dazu liefert).
In gedruckter Form gab es „Alnatura Aktuell“ seit der Unternehmensgründung vor über 30 Jahren „in unterschiedlichen Umfangs- und Erscheinungsvarianten“. Zuletzt lag die Druckauflage laut Unternehmensangaben bei 61.000 Exemplaren pro Woche.
Nutzern blättern vor allem im Laden
Die Handelskette begründet den Schritt unter anderem mit „umweltbewusstem Handeln“: „So sparen wir jährlich über 56 Tonnen Papier und damit rund 5,6 Tonnen CO2-Emissionen ein.“ (Freilich spart auch Alnatura: nämlich Kosten für Druck und Gestaltung.) Auslöser der Umstellung sei jedoch das veränderte Nutzungsverhalten der Kunden gewesen, erklärt Alnatura auf Supermarktblog-Anfrage:
„Wir haben beobachtet, dass die Aktionsflugblätter zunehmend in der Filiale durchgeblättert und nicht mehr mit nach Hause genommen wurden. Gleichzeitig zeigen uns die Nutzerzahlen, dass unsere Kundinnen und Kunden die Angebote vermehrt über das Smartphone [aufrufen]. Diese veränderten Kundenbedürfnisse haben wir zum Anlass genommen, einen konsequenten Vorstoß in Richtung Nachhaltigkeit vorzunehmen.“
Der Umfang der Angebote solle sich ncht ändern, sagt eine Sprecherin:
„Die Zahl der Wochenangebote bleibt bestehen.“
Die Hessen sind (meines Wissens) die erste deutsche Supermarktkette, die vollständig darauf verzichtet, Kunden ihre Sonderangebote auszudrucken. In einer Untersuchung hatte das EHI Retail Institute digital erscheinenden Informationen im Handel zuletzt bescheinigt, „in Zukunft eine immer stärkere Rolle [zu] spielen“, aber gleichzeitig prognostiziert:
„Am klassischen Handzettel führt heute im Handel kein Weg vorbei. Er ist das Medium mit der größten wirtschaftlichen Bedeutung und die günstigste Form der Angebotskommunikation im Lebensmittelhandel bei gleichzeitig größtem Werbeeffekt.“
Offensichtlich ist man bei Alnatura zu einem anderen Schluss gekommen.
Ohnehin scheint sich die Kette nach ihrer Neuaufstellung, bedingt durch das Ende der langjährigen Partnerschaft mit dm, derzeit intensiver mit Möglichkeiten zu befassen, Kunden besser übers Netz zu erreichen. Das ist angesichts der schwierigen Situation des Bio-Fachhandels, dem klassische Supermärkte und Discounter zunehmend Marktanteile abnehmen (siehe Supermarktblog), auch notwendig.
Lieferdienst-Test geplant
Im Interview mit der „Lebensmittel Praxis“ hatte Unternehmensgründer Götz Rehn kürzlich den Test eines erweiterten Online-Angebots in Aussicht gestellt:
„Wir betreiben unseren Online-Shop in Kooperation mit Gourmondo. Logistisch abgewickelt wird dieses Geschäft national über ein Lager in Hannover. Das ergänzen wir durch die Leistungen unserer Filialen. Via Internet oder Social Media können dann Liefer- oder Abholdienst in Anspruch genommen werden.“
Testen wolle man das „so bald wie möglich“, aber „noch nicht“ in diesem Jahr. (Die Konkurrenz wartet sicher galant.)
Im gleichen Interview erläuterte Rehn übrigens, dass Alnatura sich weiter vor allem als Händler verstehe, nicht als Anbieter von Snacks, Sofortessen oder gar ganzen Mahlzeiten („Gastro-Angebote sehen wir als Ergänzung“), anders als z.B. Whole Foods in den USA. In einige Filialen integriert Alnatura dennoch so genannte „Café-Bars“, für die an den Läden auch mit eigenen Wimpeln geworben wird – so wie am gerade neu eröffneten Markt am Düsseldorfer Hauptbahnhof:
Die vollständige „Café-Bar“ zwischen Bäckertheke, Aufbackofen und Markteingang sieht übrigens so aus:
Fotos: Supermarktblog