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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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Neues Logo: Netto (ohne Hund) schleift sich die Ecken rund

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Der Edeka-Discounter Netto (ohne Hund) ist gerade voll und ganz im Partymodus und feiert in den kommenden Wochen seinen 90. Geburtstag. Dieser betrifft zwar eigentlich die Gründung des Unternehmens als Großhändler, der ab August 1928 selbstständige Kaufleute mit Lebensmitteln belieferte. (Die erste eigne Filiale eröffnete 1971 unter dem Namen „Super Discount“). Aber am Firmensitz in Bayern hat glücklicherweise jemand nachgerechnet, dass auch das Netto-(ohne Hund)-Konzept ein bisschen Jubiläum feiert – weil vor 35 Jahren in Regensburg der erste Markt unter dem heutigen Namen startete.

Für den September verspricht die Handelskette ihren Kunden deswegen „viele Jubiläumsaktionen“ mit „täglichen Jubiläums-Preisen“.

Still und heimlich hat sich Netto (ohne Hund) aber auch selbst was geschenkt: einen Facelift für den eigenen Markenauftritt.

Der hat zwar noch keine 90 Jahre auf dem Logobuckel, aber gegen die generelle Notwendigkeit, bei Netto (ohne Hund) mal ein paar Designfalten glattziehen zu lassen, dürfte vermutlich niemand Einspruch erheben. Das Ergebnis ist dann aber leider eher – ernüchternd.

So sah Netto (ohne Hund) bisher aus:

Auch in Zukunft ist das gelbe Logo von einem rotem Rand eingefasst, der zwischen die einzelnen Buchstaben, ins N und ins O hineinsuppt. Dafür tauscht Netto (ohne Hund) die Schrift aus und entledigt sich damit sämtlicher Ecken und Kanten. Die neue hat nicht nur deutlich rundere Buchstaben als die alte – E und T holen ordentlich Schwung –, sie ist auch sichtbar fetter als die alte. (Pardon, aber bei Fonts darf man das so sagen.) Und sieht trotz der beibehaltenen Kursivierung nicht mehr so nach Siebziger Jahren aus. Sondern nach Achtzigern.

Auch vom Doppelnamen „Marken-Discount“ wollte man sich in Maxhütte-Haidhof nicht trennen. Der Zusatz steht jetzt in der aktuell verwendeten Hausschrift unter dem Logo, immer noch rot, aber nicht mehr mittig. Stattdessen ist er an den rechten Rand gerückt. (Vielleicht ein Zeichen der Zeit.)

Der Brotkasten mit den runden Ecken, aus dem das Netto-(ohne Hund)-Logo bislang zur Hälfte hinauslugte, scheint dafür in die Entsorgung gegeben worden zu sein.

Auf Supermarktblog-Anfrage mochte sich das Geburtstagskind bislang nicht zur Frage äußern, bis wann die Umstellung an und in den Märkten bzw. in der Kommunikation mit den Kunden erfolgen soll. An Märkten, die derzeit neu eröffnen, kommt das neue Logo aber bereits zum Einsatz, etwa an Fassaden und auf Parkplatzsschildern:

Zusammengefasst kann man vielleicht sagen: Mit Netto (ohne Hund) hat das nächste Handelsunternehmen die große Chance auf einen zeitgemäßeren Neuauftritt vergeben. Ja, natürlich, die Nichtdesigner rufen schon wieder laut: „Geschmacksache!“ Recht so.

Aber man muss nur mal kurz überlegen, was alles möglich gewesen wäre, um Netto (ohne Hund) auch designtechnisch ins neue Jahrtausend zu rücken, ohne dafür die eigene gestalterische Vergangenheit noch die Discount-Identität verraten zu müssen. Und sich trotzdem stärker vom zweiten Netto (mit Hund) abzugrenzen. Womöglich sogar mit einer modernen Abwandlung der alten, kantigen, aber eben auch sehr charakteristischen Logoschrift, der sich die dämliche Schräglage hätte ausbimsen lassen.

(Andererseits: Inspiration hat sich die Edeka-Tochter zuletzt ohnehin lieber bei der Konkurrenz gesucht; siehe Supermarktblog).

Bloß nicht zu modern!

Vermutlich haben die deutschen Discounter bloß furchtbare Panik, zu modern zu wirken und damit Teile ihrer Kernzielgruppe zu verschrecken. Aldi Süd hat für seine Logo-Kernsanierung im vergangenen Jahr den weltweit abgeschafft geglaubten Farbverlauf exhumiert (siehe Supermarktblog); Kaufland war nach der Log-Entgitterung vom eigenen Chuzpe so sehr überrumpelt, dass die Entscheidung mitten im Erneuerungsprozess wieder rückgängig gemacht wurde (siehe Supermarktblog). Warum überhaupt modernisiert wird, wenn sich am besten eigentlich gar nichts ändern soll, wissen bloß die Unternehmen selbst.

Falls es Ziel der Designer gewesen sein sollte, mit dem neuen Netto-(ohne Hund)-Logo in erster Linie die Preiswürdigkeitspositionierung des Absenders zu unterstützen, ist das zugegebenermaßen gelungen: billig sieht der Markenauftritt nun wirklich aus.

Gleichzeitig wird Netto (ohne Hund) mit der arg beliebigen neuen logoschrift künftig ein großes Stück verwechselbarer. Soviel Wahrheit müssen auch 90-Jährige noch vertragen.

Vielen Dank an Marcel, der das neue Logo zuerst entdeckt hat!

Fotos: Supermarktblog"

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Der Beitrag Neues Logo: Netto (ohne Hund) schleift sich die Ecken rund erschien zuerst auf Supermarktblog.


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