Rewe hat sie, Penny hat sie schon länger und Lidl führt sie gerade ein: digitale Coupons, die in der App aktiviert werden müssen, um anschließend mittels Scan an der Kasse spezifische Rabatte freizuschalten. Mal mit, mal ohne vorherige Anmeldung. Verständlich, dass Kaufland da nicht länger tatenlos zusehen will.
In dieser Woche verspricht der Großflächen-Discounter Abonnent:innen seines Newsletters „Exklusive Coupons für Ihren Einkauf“:
„Sparen geht bei uns jetzt noch einfacher – zum Einlösen unserer attraktiven digitalen Coupons* benötigen Sie lediglich Ihr Smartphone.“
Digitale Coupons zum Ausdrucken verteilt Kaufland schon länger. Die neue Variante soll aber rein „digital und ganz ohne Ausdrucken“ funktionieren. Und zwar so:
„Smartphone beim Bezahlen an der Kasse bereithalten, den gewünschten QR-Code öffnen und beim Bezahlen an der Kasse abscannen. Profitieren Sie jetzt!“
Vergünstigungen gibt es derzeit beim Kauf von Kellogg’s Super Food Crunchy Müsli (3 Euro beim Kauf von zwei Packungen), Kerrygold-Scheibenkäse (1 Euro beim Kauf von zwei Packungen), Rockstar Energy Drink (50 Cent auf eine Dose) und Frosta Gemüse Pfanne (30 Prozent) – aber ausschließlich „in allen teilnehemenden Fililalen der Region Berlin“, also dort, wo die Unternehmensschwester Lidl gerade ihr ebenfalls stark auf Coupons fixiertes Treueprogramm Lidl Plus gestartet hat (siehe Supermarktblog).
Jeder der Coupons, die auch online abrufbar sind, darf nur einmal mit demselben Smartphone eingelöst werden, heißt es im Kleingedruckten. Und auch nur einmal pro Einkauf. „Verbreitungen über Internet-Portale und sonstige Vervielfältigung“ untersagt Kaufland ebenfalls.
„Einfach scannen“ – bloß wie?
Wie ernst es das Unternehmen mit seiner Coupon-Lösung meint, ist momentan schwer zu sagen. Einerseits ist die Mitmachhürde deutlich niedriger als bei allen Wettbewerbern – zum Einlösen muss nicht mal eine App installiert werden. Andererseits sieht die Aktion sehr danach aus, als sei sie mit der heißen Nadel gestrickt.
Die Coupons im Laden auch tatsächlich einzulösen, ist mir jedenfalls nicht gelungen. Die SB-Kasse wertet den QR-Code als „ungültig“; der herbeieilende Mitarbeiter weiß auch nicht weiter. An der regulären Kasse besteht die freundliche Mitarbeiterin erst darauf, den Coupon ausgedruckt vorgelegt zu kriegen, erfragt dann telefonisch bei der Marktleitung, dass es inzwischen digitale Pendants gibt – und weiß dann auch nicht, wie und wo die gescannt werden sollen. Über das reguläre Scanfeld an der Kasse klappt’s schon mal nicht. Handscanner vielleicht? „Sowas hab ich hier nicht.“
Ganz „so einfach“, wie Kaufland per Mail behauptet, scheint die Sache also nicht zu sein – und bevor neue Aktionen an die Kundschaft kommuniziert werden, wäre es hilfreich, das Personal entsprechend einzuweihen.
Mit der Coupon-Flickschusterei per E-Mail dürfte sich Kaufland aber ohnehin nicht lange aufhalten. Anderswo in Europa ist man schließlich schon einen großen Schritt weiter: Im Februar dieses Jahres hat die Handelskette in Rumänien „Kaufland Card“ freigeschaltet – ein digitales Rabattprogramm mit Kundenkarte, die vollständig in die (allgemeine) Kaufland-App integriert ist.
Kaufland Rumänien macht’s vor
Nach dem Kundenkonto-Login ist die Option mit wenigen Klicks freigeschaltet, kann direkt genutzt werden und scheint ziemlich ähnlich zu funktionieren wie Lidl Plus.
Auf dem Startbildschirm werden „Kaufland Card Angebote“ mit Direktrabatten angezeigt, aktuell z.B. zwischen 10 und 30 Prozent für Bananen, Deo, Hackfleisch, Joghurt, Käse, Cracker, Katzenfutter und Nudeln. Darunter sind Prämien aufgelistet, die vergünstigt zu erwerben sind, wenn dafür ausreichend „Treuepunkte“ gesammelt wurden. (Im Moment: Koffer.)
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Screenshots [M]: Kaufland/Smb
Die aus einem QR-Code bestehende Kundenkarte ist über ein rotes Kartensymbol aufrufbar, das mittig über dem unteren Hauptmenü leuchtet und nach dem Aufruf die Instruktion mitliefert:
„Bitte zeigen Sie diesen Bildschirm an der Kasse [, um] Punkte zu sammeln“.
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Schon jetzt ganz gut eingedeutscht
Wenn der Test in Rumänien erfolgreich verläuft, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Kaufland auch in anderen Länder testet – ziemlich gut eingedeutscht wäre das „Kaufland Card“ in der App übrigens schon jetzt.
In Rumänien wirbt Kaufland mit verschiedenen Videos für das Rabattsystem; in denen ist jeweils am Ende auch zu sehen, dass Kund:innen ihr Smartphone-Display unter das Kartenlesegerät an der Kasse halten, um den Code an einer dort angebrachten Leseeinrichtung zu scannen. Auf die u.a. von Lidl, Rewe und Penny installierten Scan-Tulpen („Top Down Reader“, siehe Supermarktblog) scheint Kaufland offensichtlich verzichten zu wollen.
Praktisch ist das nicht. Und der Zorn, den man sich als Coupon-Einlöser an der Kasse zuzieht, wenn man den nachfolgenden Kund:innen wertvolle Sekunden stiehlt, weil nicht alles so flutscht wie versprochen, dürfte so manche Rabbattfreundin und so manchen Rabattfreund davon abschrecken, das Gescanne regelmäßig zu wagen.
Dennoch ist die Entwicklung ein untrügliches Zeichen dafür, dass wir den Zenith des Treueprogramm-Tohuwabohus in deutschen Supermärkten und Discountern vorerst noch nicht erreicht haben.
Nachtrag: Offensichtlich gibt es in Berliner Kaufland-Filialen zusätzlich angebrachte „Side Scanner“, über die die Coupons eigelesen werden können, ohne dass das Smartphone aus der Hand gegeben werden muss. Möglicherweise lässt sich Kund:innen künftig noch etwas transparenter erklären, wie das funktioniert.
Fotos: SupermarktblogImage may be NSFW.
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- Wie Lidl seinen neuen Rabattirrgarten Lidl Plus in die Filialen integriert
- App-Coupons bei Rewe, Rabattstufen bei Lidl Plus: Willkommen im Treueprogramm-Tohuwabohu
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Der Beitrag Erst per Newsletter, später per App? Auch Kaufland probiert’s mit digitalen Rabatt-Coupons erschien zuerst auf Supermarktblog.