Wenn er gewusst hätte, dass dazu so viele Fragen kommen, hätte er sich besser vorbereitet, scherzte der Rewe-Vorstandsvorsitzende Lionel Souque im Frühjahr auf der Jahrespressekonferenz in Köln, als die anwesenden Journalisten ausführlich Auskunft zu einem Test mit mobilem Self-Scanning haben wollten: In zwei Rewe-Märkten in Köln-Rodenkirchen und Wesseling können Kund:innen seit einigen Monaten Produkte während des Einkaufs selbst scannen und müssen die Ware an der Kasse nicht mehr aufs Band legen.
Am Ladeneingang stehen dafür spezielle Handscanner bereit. Alternativ kann die App „Smart Shoppen“ aufs Smartphone geladen und mit dem eigenen Telefon gescannt werden.
In Köln ist man offensichtlich davon überzeugt, dass daran auch Discount-Kund:innen Gefallen finden könnten. Deshalb testet die Rewe-Tochter Penny mobiles Self-Scanning derzeit unter dem Namen „Penny Go“ in zwei Märkten in Köln (Ehrenfeldgürtel) und Marburg (Neue Kasseler Straße).
Die dafür benötigte App steht in Googles Play Store und für iOS-Geräte von Apple zur Verfügung. Penny verspricht:
„Nutzen Sie jetzt in Ihrem Penny Markt die neue Penny GO App und machen Sie Ihren Einkauf zum Erlebnis!“
Nach dem Start erscheint die Aufforderung, einen „Start-Code im Eingangsbereich“ zu scannen, um loszulegen. Der Clou ist: Ein separates Kundenkonto oder eine anderweitige Registrierung ist nicht notwendig. (Rewes „Smart Shoppen“-App funktioniert bislang nur über die Verknüpfung mit einer Payback-Kundennummer.)
Nächster Halt: Zahlstation
Kund:innen müssen vor jeder Verwendung bestätigen, dass sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzhinweise zur Kenntnis genommen haben. Damit das System weiß, in welchem Markt gescannt wird, muss außerdem die Bluetooth-Funktion des Smartphones aktiviert oder das Gerät mit dem „Markt-WLAN“ verbunden sein, das offensichtlich in den Testfilialen installiert wurde. Damit setzt Penny die Hürden, das System auszuprobieren, vergleichsweise niedrig an.
Der eigentliche Scan-Prozess funktioniert dann wie üblich. Mit der Nutzung verpflichtet man sich, „nur die Produkte zu scannen, die [man] auch kaufen möchte“ und „stornierte Produkte wieder ins Regal zurück zu räumen“, heißt es in den (mit heißer Nadel gestrickten) „AGB’s“.
Anders als das (offensichtliche) Namensvorbild Amazon Go und die europäische Variante „Tap to go“, die bei Albert Heijn in den Niederlanden im Einsatz ist (siehe Supermarktblog), funktioniert die Penny-Selbstscan-Variante jedoch nicht ohne Kassenstopp. Der Einkauf wird über die „Jetzt zahlen“/„Zur Kasse“ -Funktion abgeschlossen, ein QR-Code erzeugt, der Betrag an eine Zahlstation gesendet und kann dort beglichen werden.
Eine Barzahlung ist nicht möglich. Auch die Bezahlung innerhalb der App ist derzeit nicht vorgesehen.
Penny weist explizit darauf hin, dass alle in den Einkaufswagen gelegten Artikel auch gescannt werden müssen und eine „Stichprobenkontrolle durch die Kassenkraft“ erfolgen kann. Jugendschutz-relevante Artikel müssen durch das Personal freigegeben werden, bevor sie bezahlt werden können.
Zügiger einkaufen?
Die Technologie stammt (wie die Rewe-Variante) vom niederländischen Anbieter Re-Vision, der seine mobilen Bezahllösungen u.a. in Märkten von Tesco in Großbritannien, Carrefour in Frankreich und Coop in der Schweiz installiert hat, oftmals mit Handscannern:
In Deutschland arbeitet der SB-Warenhausbetreiber Globus für sein Self-Scanning-System mit Re-Vision zusammen.
Und während Lidl in Frankreich Kund:innen testweise selbst per App scannen lässt, ist Penny im deutschen Discount derzeit Vorreiter mit dem Smartphone-basierten Self-Scanning. Dass Kund:innen dafür ihr eigenes Gerät nutzen, spart dem Händler nicht nur die Anschaffungskosten für die Leih-Scanner, sondern auch Platz im Laden, weil keine Docks am Eingang benötigt werden (wie z.B. bei Coop, siehe Foto).
Ob der Test erfolgreich ist, dürfte wesentlich davon abhängen, inwiefern sich mit „Penny Go“ (das im Impressum noch „Penny Scan&Go“ heißt) tatsächlich Zeit sparen lässt, wie die Handelskette verspricht. Das wiederum wird davon abhängen, wie zügig der Einkauf an der Zahlstation abgeschlossen werden kann. Erst alles selbst zu scannen und dann trotzdem noch mal anstehen zu müssen, wäre jedenfalls tendenziell unpraktisch (siehe Supermarktblog).
Immerhin: Verwechslungsgefahr mit der Penny-eigenen Snack-Marke besteht nicht mehr. Vor gut einem Jahr hat der Discounter „penny to go“ in der neuen Dachmarke „Penny Ready“ aufgehen lassen (siehe Supermarktblog).
Titelfoto [M]: Penny/Smb, Fotos: Supermarktblog
Den regelmäßigen Blog-Newsletter abonnieren.
Schön, dass Sie hier sind! Darf ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten?
Das Supermarktblog berichtet kritisch über den Lebensmittelhandel in Deutschland und erscheint unabhängig von großen Verlagen. Einnahmen aus Sponsorings sichern den Basisbetrieb. Im Laufe der Zeit ist der Aufwand für das Projekt jedoch deutlich gestiegen.
Die regelmäßige Unterstützung der Blog-Leser hilft mir dabei, ausführliche Analysen und Hintergrundartikel zu recherchieren, die nicht ins Themenraster klassischer Medien passen müssen. Machen Sie mit? Geht schon ab 2 Euro im Monat und dauert nur eine Minute. Herzlichen Dank!
Der Beitrag Einkäufe mit dem Smartphone scannen – ohne Anmeldung: Penny testet „Penny Go“ erschien zuerst auf Supermarktblog.