Wenn Sie die “Simpsons” nicht mögen, eine Abneigung gegen Käse haben und die Straßenseite wechseln, sobald Ihnen der Briefträger mit seinem Wägelchen entgegenruckelt, müssen wir uns heute mal vorzeitig voneinander verabschieden. (Tschüß!) Denn dann ist dieser Text ganz bestimmt nichts für Sie. Es geht darin nämlich um: Bananen. Die von Rewe zum Beispiel. Fällt Ihnen auf, was an dem folgenden Bild ungewöhnlich ist?
Ganz genau: Die Bananen sind nicht (mehr) in Plastik verpackt! Dabei war das in vielen Supermärkten bis vor kurzem noch Standard, vor allem bei Bio-Ware. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe.
1. In der EG-Ökoverordnung (bzw. den dazu gehörenden Durchführungs-Verordnungen) steht die Vorschrift, dass Unternehmen bei Herstellung, Transport und Lagerung Vorkehrungen treffen müssen, “um jedes mögliche Vermischen oder Vertauschen mit nichtökologischen/nichtbiologischen Erzeugnissen zu unterbinden” und deren Identifizierung eindeutig zu gewährleisten. Die Regelung soll verhindern, dass wir – absichtlich oder aus Versehen – beschummelt werden. Deshalb lassen viele Läden, in denen es außer konventionellem Obst und Gemüse auch nach Bio gibt, die Bio-Artikel in Plastik verpacken.
Was natürlich völliger Unsinn ist, wenn Kunden ein nachhaltig erzeugtes Produkt kaufen möchten, um zur Schonung des Planeten beizutragen, auf dem sie es zu verspeisen gedenken – und dabei gleichzeitig den Berg an unnötigem Plastikmüll vergrößern.
Schließlich sind Bananen von Natur aus schon ganz clever verpackt! Die Verpackung ist nicht nur leicht zu öffnen, sie zeigt sogar noch den Reifegrad an. Das soll ihr erstmal ein Verpackungsdesigner nachmachen. Trotzdem haben die Supermärkte lange nicht auf Plastik verzichtet:
2. Damit sie selbst nicht beschummelt werden. Weil an der Kasse die Gefahr bestünde, dass irrtümlicherweise der niedrigere Preis für die ebenfalls unverpackte konventionelle Ware berechnet wird.
Inzwischen scheint sich die Einsicht durchgesetzt zu haben, das auch auf anderem Weg erreichen zu können. Rewe erklärt auf Supermarktblog-Anfrage, man sei “der Auffassung, dass Plastikverpackungen zukünftig weiter reduziert werden müssen”:
“Daher beschäftigen wir uns seit geraumer Zeit mit dem Thema und erproben Alternativen, wie sich diese über die gesamte Prozesskette hinweg und im Alltag eines Supermarktes bewähren. Dazu gehören Netze (z.B. bei Äpfel, Zitronen). Oder auch Aufkleber, die sich bei Bananen aktuell als Lösung durchsetzt.”
Aufkleber, natürlich! Hätte man auch früher drauf kommen können. So wie Kaiser’s Tengelmann, wo Bananen schon länger einfach mit gut sichtbaren Aufklebern versehen werden, um Verwechselungen trotz fehlender Umverpackung auszuschließen. So:
Dieselbe Erkenntnis hat auch Marktführer Edeka erreicht. Dort heißt es:
“Bei unseren Bananen der Marke Edeka Bio setzen wir keine Umverpackungen ein. Auch bei anderen ökologisch erzeugten Obst- und Gemüseprodukten, die als lose Ware angeboten werden können, verzichten wir zunehmend auf den Einsatz von Verpackungen, diese Produkte werden stattdessen einzeln mit Etiketten versehen. So ist eine klare Zuordnung an der Kasse weiterhin möglich.”
Bio-Bananen haben rote Labels, konventionelle schwarze (Foto):
Nicht alle Artikel seien aber dafür geeignet, zum Beispiel Trauben oder Beeren: “Hier dient die Verpackung dem Schutz der Ware.” Auch bei Edeka waren die besser geeigneten Bio-Bananen aber lange Zeit plastikeingefilmt. Und bis zur Discount-Tochter Netto (ohne Hund) hat sich der Sinneswandel noch nicht herumgesprochen, dort landen Bio-Bananen weiterhin im Plastiksäckchen. Das könnte sich aber bald ändern, erklärt eine Sprecherin:
“Aktuell prüfen wir verschiedene nachhaltigere Verpackungslösungen sowie Materialien, um somit unseren ökologischen Anspruch an die BioBio-Range weiter auszubauen.”
Welche Lösungen oder Materialien das wären, mag Netto (ohne Hund) derzeit nicht verraten. Kein Problem, für praktische Hilfestellungen gibt’s ja dieses Blog – und Lebensmittelläden im Ausland, die mit dem Nachdenken schon ein bisschen früher angefangen haben. In den Niederlanden hat sich Albert Heijn dafür entschieden, Bananen einfach mit einem Klebeband zu umwickeln. Spart viel Plastik und macht Fairtrade bzw. Bio trotzdem unverwechselbar
Es gibt aber einen noch besseren Weg, um Kennzeichnungsprobleme zu vermeiden: indem Supermärkte komplett auf Billig-Bananen verzichten. (Warum das ein sinnvoller Schritt ist, wissen Sie spätestens, wenn Sie die ARD-Doku “Billig, billiger, Banane” gesehen haben.) In Großbritannien wirbt Sainsbury’s damit, seit 2007 ausschließlich Fairtrade-Bananen zu verkaufen: 650 Millionen im Jahr, jede Minute 1200 Stück. 2012 ist der Wettbewerber The Co-Operative nachgezogen (Foto).
Die niederländische Supermarktkette Plus bietet seit 2010 ausschließlich Fairtrade-Bananen an. (Die sind zwar nicht automatisch Bio, aber es ist ein erster Schritt, um Produktionsbedingungen zu verbessern.)
“Seit der Umstellung ist der Umsatz mit Bananen um 10 Prozent gestiegen”,
berichtete der Mitarbeiter der Fairtrade-Stiftung, mit der Plus in den Niederlanden kooperiert, der ARD.
Von Fairtrade als Standard sind wir in Deutschland noch ein ganzes Stück entfernt. Obwohl die großen Supermärkte zumindest daran zu arbeiten scheinen, Bedingungen für konventionelle Ware zu verbessern (Edeka kooperiert mit dem WWF, Rewe hat sein Label “Pro Planet” und hier schon mal Position bezogen). Längst nehmen selbst die Discounter Bio-Ware ins Regal. Eingeschweißt, versteht sich. Und zwar, wie bei Aldi Süd, genau wie die konventionellen Bananen. So kann man nochmal draufschreiben, um welches seltsame Obst es sich hier handelt:
“Wir setzen uns, wann immer es möglich ist, für Abfallvermeidung ein, und versuchen stets, auf unnötige Umverpackungen zu verzichten”, bemüht sich Aldi Süd auf Nachfrage zu erklären. Besonders bei Obst- und Gemüse habe man seit 2010 “durch den Einsatz von speziellen Transportkisten einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung von Transportkartonagen leisten” können. Tja. Aus “hygienischen und transporttechnischen Gründen” seien Verpackungen manchmal “unvermeidlich”. Eigentlich ist der Grund für Aldi, Obst und Gemüse weiter in Plastik zu hüllen, viel einfacher:
“[Wir haben] in unseren Filialen keine Waagen. Es ist somit nicht möglich, lose Waren anzubieten, deren Preis über das Gewicht ermittelt wird.”
Nach der Anschaffung der hässlichen Riesenbrotbackschränke war vermutlich kein Budget mehr übrig, das für sinnvolle Verbesserungen hätte eingesetzt werden können.
Dass sich die großen Supermärkte zumindest langsam darauf besinnen, unnütze Umverpackungen wegzulassen, ist immerhin ein Anfang. Auch wenn manche gleich wieder zur Selbstsabotage tendieren. Rewe hat es zwar geschafft, seine Bio-Bananen plastikfrei zu kriegen – aber das ist wenig konsequent, wenn dafür die konventionellen der Billig-Eigenmarke “Erlenhof” im Regal daneben in Plastik eingeschweißt sind.
Dafür kämpft Rewe schon an anderer Stelle, der Gurkenfront:
“Erste Tests haben dort gezeigt, dass in diesem Fall eine Folie keinen zusätzlichen Nutzen hinsichtlich Haltbarkeit und Frische bringt. Sollten sich diese Tests bestätigen, werden wir zukünftig auf den Einsatz von Folie bei Gurken verzichten.”
Aber das passt farblich nun wirklich überhaupt nicht zu diesem Blogeintrag.
Mehr zum Thema im Supermarktblog: verpackungsfrei einkaufen.
Fotos: Supermarktblog