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Channel: Peer Schader, Autor bei Supermarktblog
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Der Draußenkühlschrank: EmmasBox will Abholstationen für Lebensmittel bauen

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Wie lässt sich die Online-Bestellung von Lebensmitteln (siehe Supermarktblog) so verbessern, dass sie den Kunden tatsächlich das Einkaufen erleichtert?

In München arbeitet ein Team von Hochschulabsolventen an einer neuen Lösung, bei der die Kunden ihren Einkauf aus öffentlich zugänglichen Kühlboxen abholen. (Mit Unterstützung des Zentrums für Innovation und Unternehmertum der TU München, Förderunterstützung der EU sowie mittelständischen Partnern aus der Industrie.) Das Projekt heißt: EmmasBox. Im Supermarkblog erklärt Gründer Michael Reichelt, wie es funktionieren soll.

Entwurf der EmmasBox-Abholstation / Copyright: EmmasBox

* * *

Herr Reichelt, Sie wollen eine Art Packstation für Lebensmittel bauen, ist das richtig?

Michael Reichelt: Ja. Der Prototyp ist in der vergangenen Woche fertig geworden. Dahinter steckt die Idee, dass viele Leute nicht vor 19 oder 20 Uhr aus dem Büro kommen, sich am anderen Morgen ärgern, weil beim Frühstück schon wieder die Milch fehlt – und wir uns gedacht haben: Das muss sich ändern lassen.

Dafür gibt’s doch schon die Lieferservices der Lebensmittelhändler.

Wir glauben aber, dass die Menschen ihre Einkäufe lieber abholen. Die Zustelldienste sind zwar beweglicher geworden, aber auch zweistündige Zeitfenster am Abend finden viele Kunden lästig. Man kann ja zwischendurch nicht mal duschen gehen, weil oft genau dann der Zusteller mit dem Paket klingelt. Außerdem mag niemand haufenweise Trockeneis nachhause geliefert kriegen. EmmasBox läuft mit einer Kühltechnik, die die Waren frisch hält, bis der Kunde sie abholt. Das ist, wie wenn Sie daheim den Kühlschrank aufmachen.

Dadurch entfällt aber der Vorteil, den Einkauf nachhause gebracht zu kriegen. So muss ich ja doch wieder schleppen.

Es wird, wenn der Online-Lebensmittelhandel in Deutschland mal funktioniert, viele verschiedene Modelle geben. EmmasBox richtet sich an diejenigen, die bis zur letzten Sekunde flexibel bleiben wollen – und nicht irgendwann nachhause hetzen, um das vereinbarte Lieferfenster abzusitzen.

Mit welchen Anbietern soll das System funktionieren?

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Wenn ein Händler bereits einen eigenen Lieferservice hat, kann er bei uns eine Box kaufen und sich im eigenen Design vor den Laden stellen. Dann muss die Abholoption nur noch in den Bestellablauf integriert werden. In Deutschland gibt es aber auch viele selbstständige Kaufleute, die noch unerfahren mit dem Online-Handel von Lebensmitteln sind und hohe Investitionen scheuen. Denen bieten wir an, dass sie von uns eine Box kriegen und wir auf emmasbox.de ein gemeinsam erarbeitetes Sortiment in einem Shop online bringen. Der Händler muss dann nur noch die Produkte zusammenstellen. Und die Kunden kriegen einen QR-Code aufs Handy, mit dem sich das Paket abholen lässt.

Warum vermieten Sie die Fächer nicht einfach?

Das wäre denkbar. Aber wir wollen uns natürlich vom Wettbewerb abheben. Und wir glauben, dass es wichtig ist, den Kunden einen ‘runden’ Service zu bieten. Außerdem wird es wenig bringen, einem unerfahrenen Kaufmann einfach eine Box aufzubauen und ihn dann damit alleine zu lassen.

Was wird der Service kosten?

Ob die Nutzung von EmmasBox etwas kosten wird, hängt letztlich vom Betreiber ab.

Und wie wollen Sie die Händler davon überzeugen, dass sich das lohnt?

Die Händler haben den Vorteil, dass sie zusätzlichen Umsatz machen. EmmasBox kriegt eine Provision, um die Kosten zu decken. Die Boxen bleiben bei diesem Modell aber unser Eigentum, der Händler muss nichts weiter investieren.

Wie sieht so eine Box denn aus? Muss die nicht riesig sein, damit ein ganzer Einkauf reinpasst?

Das kommt ganz darauf an, wie groß der Händler sie haben will. 30 bis 50 Fächer wären bei einem Standardmodell realistisch. Außerdem lassen sich unterschiedliche Klimazonen auf eine Temperatur von -20 bis +20 Grad einstellen. Technisch wäre es also auch möglich, Tiefkühlware einzulagern. Die macht im Schnitt aber nur 5 Prozent des Umsatzes der Händler aus. Da muss jeder Partner überlegen, ob sich das lohnt.

Und die Produkte, die nicht gekühlt werden müssen, belegen dann extra Fächer?

Die können in der Regel in denselben Karton. Den meisten Artikeln schadet es nicht, wenn sie für einige wenige Stunden gekühlt werden. Im Winter müssen wir die Fächer auch geringfügig heizen, damit die Ware nicht einfriert. Aber das ist gar nicht so dramatisch, weil ein großer Teil der Abwärme von den Aggregaten dafür genutzt werden kann, und die Box sehr stark isoliert ist.

Steht schon fest, wann die erste EmmasBox aufgestellt werden kann?

Wir führen Gespräche mit Logistikern und Einzelhändlern. In Deutschland gibt es bisher noch keine Kooperation. Im europäischen Ausland gibt es bereits Interessenten und wir können, wenn alles gut läuft, bis Mitte des nächsten Jahres loslegen.

Abbildung: EmmasBox

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